Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1950) (50)

- 71 — Beweis. Trotzdem mutet es wiederum an wie kühnes Draufgänger- tum, daß der stille, wortkarge Mann ausgerechnet in einen Schul- betrieb hineinsteuerte. Aber er traute sich alles zu und zwar zeigte er schnell, daß er nicht so gehandelt, um sich eine sichere Lebensoersor- gung zu erobern, obwohl er lange genug enge durch mußte; viel- mehr lag ihm daran, der guten Sache in dieser Stellung besser zu dienen, lleberdies war ja die Auffassung seiner neuen Pflicht und seine Schule nicht auf Lehrvorträge abgestellt sondern vielmehr aus Freude und Begeisterung an der beruflichen Betätigung. Ich füge diese erste Lehrtätigkeit an der Schule in Magdeburg in diese Entwicklungsstufe ein. weil unser Künstler hier auf den Anschauungen der Berlinerzeit weiterbaute und jedenfalls im Eifer für seine Arbeit so aufging, daß nichts Neues von Belang Zeit hatte, zur Entfaltung zu kommen. Im Stillen mag die Abrechnung mit der bisherigen künstlerischen Anschauung sich langsam geklärt haben. Das mehr Oberflächliche, Zufällige seiner Kunstbetätigung befriedigte ihn sicherlich nicht auf die Dauer. Die Stellung als Lehrer und die damit verbundene Verantwortung gegenüber einer kunstbestrebten Jugend mögen das eigene Streben nach höherer Auffassung noch ge- fördert haben. Auf jeden Fall ist das Ergebnis dieser Entwicklung nach außenhin eine Klärung der Form, technische Gewandtheit und Vertrautheit mit den Ausdrucksmitteln und Materialien der Dar- stellung und vor allem nach innen eine ganz erstaunliche Wendung zur Reife und zu tieferem Wesen, zur bewußten Klarheit der eigenen Kraft. Daß dies wiederum nur langsam vor sich ging, ist erklärlich durch die vielseitige Inanspruchnahme im neuen Beruf und zwar vielfach mit Dingen, die mit freier Kunst nur wenig mehr zu tun hatten. ZurReifeseinerKunst kam Nigg also verhältnismäßig recht spät erst in Köln. Die neue Umgebung, bedeutende Leute in der Lehrerschaft, das alte Kunstgut der Stadt und besonders die zusa- gende Wirksamkeit im Lehramt haben die letzten Hemmungen ver- flüchtigt, die noch über seiner künstlerischen, vollen Entfaltung la- gen. Das Modische wird gründlich abgelegt und der künstlerische Wert im ausgeprägt Persönlichen gesucht und auch gefunden. Die Zeichnung wird einfach, eindeutig und wesenhaft. Das höchste Stre- ben geht dahin, seiner Idee und inneren Empfindung ohne jede
	        

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