Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1950) (50)

— 62 — als Paramentikerinnen einen Namen gemacht. Leider habe ich auch nie eine eigene Arbeit von Herrn Prof. Nigg gesehen. Er war hierin seinen Schülerinnen gegenüber sehr zurückhaltend. Aber seine Güte und Hilfsbereitschaft möchte ich noch erwähnen. " Kath. Spennemann-Horndasch, Bonn „ Die Arbeit war ja sein ganzes Glück. In feiner Ein- samkeit tat er sich vollauf Genüge an dem Reichtum seiner Ideen und seiner Begabung. Wir, seine Schüler und Schülerinnen, hingen alle sehr an ihm und haben ihm viel zu danken. Er war nicht nur ein gerechter, sondern ein ganz vorzüglicher Lehrer, der einen jeden in seinem Fahrwasser beließ und ihm nie mit eigener Art verge- waltigen wollte. Um unsere Eigenart nicht zu zerstören, zeigte er kaum je eine Arbeit von sich. Nur von ferne steuerte er, was sich vor ihm entwickelte. Anderseits ließ er sich nie verleiten, die Grenzen des Schülers diesem nicht erkennbar zu machen; denn es war ihm auch an dessen praktischem Fortkommen gelegen und an der Ent- faltung seiner möglichen Existenz. Er versuchte, alle vor dem noto- rischen Künstlerelend zu bewahren. Viele haben ihm zu danken, die er in die richtige Lebensbahn lenkte. Wir standen ja damals, nach dem ersten Weltkrieg, in und nach der Inflation, in argen Existenz- nöten. Auch ich mußte mich plötzlich nach einem Verdienst umtun, warf alle künstlerischen Ambitionen hinter mich und wollte Buch- binder werden. An der Kölner Werkschule verwies man mich an Professor Nigg, dem die künstlerische Leitung unterstand. Als alles besprochen war, griff er nach meinem kleinen Mäppchen mit den Entwürfen für Bucheinbände etc und meinte dann: „Was wollen Sie in der Buchbinderei? Kommen Sie doch in meine Klasse!" Wer war glücklicher als ich! Da durfte ich nun frei arbeiten, Ent- würfe für Gebrauchsgraphik, Stickerei und Weberei. Hier war dann der Entwurf vom Material bedingt, wurde nahezu aus ihm ge- boren, die Wolle, Garne und Seide unter Niggs kundiger Leitung selbst eingefärbt. Auch die Verbindung mit dem Institut für „Christliche Kunst", damals unter Leitung von Professor Witte, war schon aufgenommen. Abendkurse gaben den Handarbeitsleh- rerinnen und sonstizen Handarbeitsfreudigen Anregungen zur Fort- bildung. Vor allem versuchte Nigg, den Geschmack zu beeinflussen und auf das Materialgerechte hinzuweisen; denn es herrschte eine
	        

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