Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1905) (5)

— 29 — gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Der Urlaub erfolgte, und Kaiser machte sich, vom Landesverweser Menzinger unter dem 30, April aufgefordert, reisefertig, um am 18, Mai zur Er- öffnung des Parlamentes in Frankfurt zu fein. Vorher wurde jedoch noch eine Volksversammlung in Vaduz gehalten, bei welcher Rektor Kaiser und Dr. Schädler als Redner auftraten. Dieselbe wurde unter den Augen des der Bewegung durchaus nicht grünen Landesverwesers Menzinger gehalten. Kaiser ent- wickelte die Fabel „vom Pferde und dem Menschen": das Pferd bat den Menschen, ihm gegen seine Feinde zu Hilfe zu kommen; r>er Mensch tat es, indem er sich auf den Rücken des Pferdes setzte; als aber die Feinde des Pferdes besiegt waren, ließ der Mensch das Pferd nicht mehr los; es blieb sein Reittier. Diese Fabel wurde sodann (selbstverständlich in sehr vorsichtiger Weise) auf die dazumaligen politischen Verhältnisse angewandt, wahrend Menzinger den Redner fortwährend scharf im Auge behielt. Dr. Schädler wollte, daß der Abgeordnete eine neue Reichsverfafsung von Frankfurt zurückbringe, aber nicht eine „blos papierene". >) Tatsächlich kam von Frankfurt nicht ein- mal eine papierene Reichsverfassung, die sich hätte Bedeutung verschaffen können. Abgeordneter Kaiser ergriff in Frankfurt, soviel wir wissen, einmal das Wort. Anfänglich hatte er, aus seinen von dort datierten Briefen an Dr. Schädler und feinen Bruder Mathias zu schließen, bezüglich der politischen Rechte, die das deutsche Volk erlangen sollte, ziemlich gute Hoffnungen, besonders nachdem die Versammlung den Reichsverweser (Erz- herzog Johann) hatte wählen dürfen; weniger aber bezüglich der materiellen Erleichterungen; die Lasten, meint er, würden wohl in Zukunft noch größer werden. „Um so mehr", schreibt >er an Dr. Schädler am 6. Juli von Frankfurt aus „müssen wir auf die Erleichterungen halten, die der Fürst bewilligt hat". „Wenn ich aber," fährt er fort, „betrachte, welche Lasten das Volk in andern deutschen Staaten zu tragen hat, wenn ich betrachte, wie sehr zurück es ist, namentlich in hiesiger Gegend 2), wenn ich die Roheit in Anschlag bringe, die sich hier )̂ Mündliche 
Mitteilung durch hochw. Herrn Kanonikus I. B. Büchel son. 2) 
Umgegend von Frankfurt.
	        

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