Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1905) (5)

ernsten, heiligmäßigen Pfarrer Theuille verspielt, und Theuille genoß mit Recht ein großes Ansehen in Chur. Endlich lag der Kurie ein kleines Gedicht vor, das Kaiser 24 Jahre vorher als Student in Freiburg gemacht hatte; dasselbe war jedoch von ihm uie für dieOeffentlichkcit bestimmt gewesen und ohne sein Wissen und Willen bekannt gemacht worden, )̂ scheint überhaupt eine unglückliche Augenblickseingebung jener Burschen- schaftszeit gewesen zu sein. Natürlich war die Protektion Kaisers seitens des bekannten liberalen Katholiken Al. Latour, mit welchem die Kurie gerade in dieser langwierigen Schulange- legenheit so manchen Kampf zu bestehen hatte, in den Augen der Letzteren auch keine Empfehlung für ihn. Fassen wir alle Umstände zusammen, so finden wir einerseits den Widerstand der Kurie gegen Kaisers Anstellung in St. Luzi gewiß begreiflich, müssen aber anderseits anch sagen, daß man ihn nach unsern? Erachten zu streng beurteilt hat. Tatsächlich bekam man nach- her auch in Chur eine günstigere Meinung von ihm, und der- jenige, welcher besonders scharf gegen ihn.aufgetreten war, der damalige Kanzler und spätere Domprobst Riesch, wurde später mit ihm gut Freund, und man sah sie oft miteinander spazieren gehen. Es war auch sein religiöses und sittliches Leben in Chur, wie vorher in Disentis, korrekt; so ging er alle zwei Monate mit den Studenten zn den heiligen Sakramenten. Bemerkt sei auch, daß er sich gerne belehren ließ, wenn er etwa auf religiösen? Gebiete eine minderrichtige Ansicht ge- äußert hatte. Trotzdem nun also die bischöfliche Kurie Einsprache gegen Rektor Kaiser erhoben hatte, hielt der katholische Schulrnt an ihm fest. Eine persönliche Besprechung zwischen Landrichter s. ZlkU'CÄ und Weihbischof Kaspar v. Carl hatte die provisorische Anstellung Kaisers auf ganz kurze Zeit zur Folge; und hernach gelang es der Kurie nicht mehr, seine Entfernung durchzu- setzen. Kaiser wurde nun freilich nicht zum Rektor, sondern zum Vizerektor ernannt. Als Rektor fungierte bis 1848 der ausgezeichnete Edmund Klinkhardt. Nach dessen srühem Tode (7. März 1848) fiel diese Würde ohne Anstand wieder Die kntholisch-bündnerische Schulangelcgcuhcit, dargestellt aus den Akten des Großen Rats und des katholischen Schulrats." Chur 1842.
	        

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