Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1905) (5)

— 21 — Was liegt denn dieser Sache zu Grunde? Vor allein müssen, wir hier feststellen, daß Kaiser gerade in Disentis sich durch seine Religiosität empfahl, wie das zu seinen Gunsten aus- gestellte Zeugnis des hochwürdigsten Abtes Adalgott vom 28. Okt. 1842 reichlich bestätigt. Es heißt darin ausdrücklich: „Überdies bescheinen Wir, daß bemeldter Herr Rektor, solange Er dieser Anstalt, sei es als Prosessor oder als Rektor vor- stand, stets christlichkatholische Grundsätze geäußert und gelehrt, und sich so sittsam aufgeführt, daß Er sowohl in religiöser als moralischer Beziehung bei Uns alle Achtung, Ehre und großes Lob erworben hat, so daß Wir Ihn Jedermann auch geist- lichen und weltlichen Behörden mit allem Rechte anempfehlen können." Ihm nun einfach Frömmigkeitsheuchelei vorwerfen, wie es in einem anonymen Schreiben gegen ihn an die Kurie geschieht, geht bei der Geradheit und Offenheit seines ganzen Wesens denn doch nicht an. Auf der andern Seite dürfen wir aber nicht vergessen, daß die Luft, in welcher Kaiser seine humanistische und die Universitätsbildung genossen hatte, in Wien wie in Freiburg, eben stark josephinisch und aufklärerisch durchsetzt war, und so konnte bei dem klaren Gegensatz der streng katholischen Richtung in Chur gegen den Josephinismus ein gewisser Verdacht gegen ihn auskommen, zumal seine freundschaftlichen Beziehungen zu berühmten Protestanten, wie Fellenberg, Pestalozzi, Nabholz ?c. jedenfalls bekannt waren, er selbst lange in konfessionell gemischten Schulen gewirkt hatte- Sodann konnte es ja vorgekommen sein, daß er im Privat- verkehr weniger korrekte Aeußerungen sallen ließ; er war eben Laie, und in den Zwanziger-, Dreißiger- und Vierzigerjahren haben nicht nur Laien, sondern leider auch Geistliche, die an josephinisch oder wessenbergianisch angehauchten Anstalten heran- gebildet waren, allerhand weniger korrekte Dinge gesprocheil und geschrieben. Hieher gehört auch die Aeußerung, die .Kaiser gerade im Jahre 1842, freilich zufällig, auf der Post zu Batzers >) einem Manne gegenüber getan zu haben scheint, der wegen der Dispens von einem Ehehindernisse an die Kurie gelangen wollte. Durch diesen Vorfall hatte er es bei dem i) Kaiser war mit PostHalter Wolsinger sehr besreundet. 2
	        

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