Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1905) (5)

— 171 — Infolge der Gründung dieses süddeutschen Staatenbundes legte Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder und es wurde Liechtenstein, welches bis dahin als Reichsfürstentum dem deutschen Reiche angehört hatte, ein souveräner Staat- Der Fürst konnte indessen die ihm von Napoleon zuge- dachte Auszeichnung für seine Person nicht annehmen, wollte er nicht bei einem neuen Kriege zwischen Österreich und Frankreich in Konflikte geraten; da die Rheinbundsakte überdies jeden Teilnehmer verpflichtete, sein Land bei Übernahme fremder oder feindlicher Kriegsdienste einem der jüngeren Söhne zu übergeben, trat Fürst Johann die Regierung des .Fürstentums seinem dritten, am 14. Juni 1803 geborenen Sohne Karl ab, behielt sich jedoch für die Dauer der Minder- jährigkeit des Prinzen die Vormundschaft vor. Es handelte sich also in diesem Falle um eine mehr formelle, durch die Zeitumstände gebotene Maßnahme, welche, wie wir später hören werden, nach Zerfall des Rheinbundes wieder rückgängig gemacht wurde; der eigentliche Regent blieb auch während dieser Zwischenzeit Fürst Johann, nur wurden von ihm innerhalb dieses Zeitraumes alle das Fürstentum be- treffenden Verfügungen im Namen des Fürsten Karl erlassen, welcher auch bei seinem jugendlichen Alter selbstverständlich nicht in der Lage gewesen wäre, persönlich einzugreifen. Als Fürst Johann am 25. März 1805 die Regierung des Fürstentums übernahm, befand sich dieses Land in einer sehr gedrückten Lage; seit dem Ausbruche der französischen Revolution und dem darauf folgenden Kriege zwischen Frank- reich und Deutschland war es der Schauplatz unausgesetzter Durchzüge, Einquartierungen und Bewegungen österreichischer, französischer und russischer Truppen gewesen ') und in seinem Gebiete sowie in dessen nächster Nachbarschaft hatten sich blutige Kämpfe abgespielt. Der Schaden, den das kleine Land infolge dieser Ereignisse erlitten hatte, wurde für die Zeit- periode vyn 1794—1802 amtlich auf rund eine Million Gulden geschätzt. i) Eine lebendige Schilderung dieser Verhältnisse findet sich bei J o h. Bapt. Büchel, „Geschichte der Pfarrei Triefen" im Jahrbuche des histori- schen Vereines für das Fürstentum Liechtenstein (Vaduz 1901, II. Band S. 87 u. sfgd.). Wo wir diesenAutor zitieren, ist seine eben bezeichneteArbeit gemeint.
	        

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