— 9 — Aber nicht nur Leid zu lindern, war ihr Bedürfnis, sondern auch Leid zu verhüten. Ihr Traum und letztes Sinnen war, das ganze liechtensteinische Volk glücklich zu sehen. Die Steigerung der sozialen Leistungen des Staates, der wirtschaftliche Fortschritt un- serer Bevölkerung fanden ihr regstes Interesse. Wenn wir zur Muni- fizenz des Fürsten Zuflucht nahmen, sei es für das Land oder die Gemeinden, war die Fürstin regelmäßig unsere wärmste Befür- worterin. Im stillen Jagdhaus Thalhof am Semmering, wo das Fürstenpaar in ländlicher Abgeschiedenheit die meiste Zeit des Jah- res verbrachte, war sie die engste Mitarbeiterin des Fürsten. Es ver- ging kaum ein Tag, an dem sie nicht — die „Sekretärin" wie sie sich lachend nannte — telephonisch nach allem erkundigte, was im Lande vorging. Die hohe Intelligenz der Fürstin, ihre aus den wiederholten Aufenthalten gewonnene Kenntnis von Land und Leu- ten trugen wesentlich bei zur raschen und treffenden Erledigung der zu entscheidenden Fragen. Hiefür sei auch an dieser Stelle der ver- ewigten Fürstin gedankt. Angesichts der hohen Gaben der Ver- blichenen und ihrer gewinnenden und bedeutenden Persönlichkeit ist es kein Wunder, wenn sich um sie und den Fürsten ein illustrer Kreis bildete. Künstler und Politiker, Kirchenfürsten und weltliche Herrscher standen mit ihr in freundschaftlichem Kontakt und hörten von ihr von ihrem lieben, schönen und glücklichen Ländchen. Als der Tod des Fürsten Franz im Jahre 1939 die glückliche Gemeinschaft trennte, lebte sie fortab nur noch stillem Wohltun. Nicht um sie zu vergessen, sondern um sie in ungetrübter Reinheit in der Erinnerung fortleben zu lassen, blieb sie den Stätten fern, an denen sie mit ihrem über alles geliebten Fürsten die schönsten Stunden und Jahre verbrachte. Im Geiste aber blieb sie allen nahe, die ihr einstmals nahe gestanden sind, den kleinen Freundinnen von Balzers bis Ruggell und den vielen andern, die sie ihrer Zuneigung für würdig fand. Am 2. Oktober 1947 hat sich in Schaan die Gruft über der edlen und gütigen Fürstin geschlossen. Ihre Wohltaten aber haben sich, wie einst bei ihrer Namenspatronin der hl. Elisabeth von Thüringen, in un- zählige Rosen auf ihrem Grabe verwandelt, an dem ein dankbares Volk ergriffen für ihre einstige Fürstin betet. Ruhe in Frieden, edle, gute Fürstin ! 2