Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1947) (47)

— 43 — In der tiefsten Schicht im Walldurchschnitt 1 haben wir einige Scherben gefunden, die sehr an die Michelsberger Funde auf dem Lutzengütle erinnern, so einige Scherben mit Schlicküberzug und mit am Rande etwas ausladenden Profilen. Die genaue Sichtung der Keramik aus der Horgener Schicht ergab, daß auch die Michelsber- ger Kultur auf dem Borscht vertreten war, wenn sie auch schichten- mätzig bisher noch nicht zu erfassen war. Solche Scherben zeigt Abb. 10, Nr. 3 mit Schlick und Knubbe, Nr. 9 mit Knubbe nahe am Rand, die Stücke Nr. 5 u. 11 mit Schlickauftrag und das Boden- und Wandstück Nr. 4, das unter der Horgener Schicht im Löß lag. Auch auf dem Lutzengütle lag Horgen über Michelsberg. Schon Hild hat im Crabungsbericht 1935 einige Scherben erwähnt, von denen er glaubt, daß sie der Michelsberger Kultur nahestehen (Jahrb. 19>5 S. 104). Es besteht Aussicht, daß in einer weiteren Grabung die Michelsberger Kultur auf dem Borscht auch schichtenmäßig erfaßt werden kann. Ihr Vorhandensein ist jedenfalls sicher. Mit dem Verschwinden der Horgener Kultur scheint die steinzeit- liche Besiedlung auf'dem Borscht abgeschlossen zu sein. Das Ende der Jungsteinzeit wird für unsere Gegend um das Jahr 1800 v. Chr. angenommen. Daß nun auf dem Borscht auch reichlich Funde der frühen Bronzezeit, in einer schönen, sauberen Schicht gemacht werden konnten, ist erfreulich, da damit eine Lücke um das Wissen und den Gang der frühen Besiedlung unseres Landes ausgefüllt werden kann. Frllhbronzezeitliche Siedlungsplätze sind in unserer Gegend überhaupt noch verhältnismäßig wenige bekannt. Erst in letzter Zeit sind einige gefunden worden. Im Jahre 1945 wurde der frühbronzezeitliche Pfahlbau in der Bleiche bei Arbon ausgegraben, und gleichzeitig mit unserer Grabung auf dem Borscht wurde durch das Rätische Museum und durch das Schweizerische Landesmuseum der Hügel Cresta bei Thusis untersucht. Auch dort wurden Funde aus der frühen Bronzezeit gemacht. Der Borscht ist somit eine Zroischenstation auf dem Wege vom Bodensee nach Eraubünden. Allerdings gehören Bleiche-Arbon und die Fundplätze der frühen Bronzezeit in Graubünden verschiedenen frühbronzezeitlichen Kul- turgruppen an; da auf dem Borscht bis jetzt die kennzeichnenden Bronzen noch fehlen, ist es nicht möglich unsern Fundplatz der einen oder andern Gruppe zuzuweisen.
	        

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