Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1947) (47)

— 40 — Die Funde. Die große lleberraschung unserer Grabung auf dem Borscht bildete die Auffindung einer Kulturschicht mit Funden der jung- steinzeitlichen Rössener Kultur. Allerdings hat schon im Jahre 1934 Peter Rheinberger am Abhang des Schloßhügels von Euten- berg Bruchstücke eines Gefäßes der Rössener Kultur gefunden, die dann im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich ergänzt werden konnten. Gero von Merhart hat in Band 36 unseres Jahrbu- ches den Fund von Gutenberg beschrieben, auch findet sich dort ein Bild des ergänzten Gefäßes. '). Dieser älteste Zeuge früher jung- steinzeitlicher Besiedlung unserer Gegend fand viel Beachtung und wurde manchmal als versprengtes Einzelstück angesehen. Die Fun- de auf dem Borscht haben nun ergeben, daß Rössener Leute tatsäch- lich hier gesiedelt haben. So kommt das Gutenberger Gefäß in ein neues Licht. Die Rössener Kultur ist benannt nach einem wichtigen Fund- platz, dem Dorf Rossen, bei Merseburg an der Saale, in Mittel- deutschland. Dort wurde im Jahre 1881 ein Gräberfeld dieser Kul- tur aufgefunden. Sie wird vielfach als eine Vermischung nordischer Megalithkultur mit donauländischer Bandkeramik betrachtet. Nach anderen Autoren ist ihre Herkunft noch ungeklärt.-). Von Mittel- deutschland aus hat sich die Rössener Kultur weit nach Süden und Südwesten verbreitet, besonders wurde sie im Rhein-Maingebiet, aber auch im Neckargebiet heimisch; dabei bildeten sich allmählich verschiedene Gruppen mit besonderen Stileigentümlichkeiten in der Keramik. Südlich der Donau sind die Rössener Funde sehr selten, einzelne Spuren finden sich wohl noch am Vodensee und in der Nordschweiz. Der Fund eines Rössener Siedlungsplatzes auf dem Borscht ist deshalb von großer Bedeutung. Was mag wohl die Leute aus dem Norden veranlaßt haben, so weit ins Alpenland vorzustoßen? Ein deutscher Forscher. O. P a r e t, glaubt, daß die Rössener Leute in einer Dürrezeit nach dem feuchten Gebirge fliehen mußten. So wäre auch nach seiner Ansicht die „Rössener Keramik bei Vaduz" — es kann damit nur das Rössener Gefäß von Guten- I) Gero v. Merhart. Rössener Eefiisz v. Eutenberg. Jahrb. des Hist. Vereins s. d. Fürstentum Liechtenstein 1936. L) Vergl. A. Stroh. Die Rössener Kultur in Südwestdeutschland. 28. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1938.
	        

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