Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 83 — nicht haben) sollten eine zweitklassige Vorbereitungsschule, eine drei- klassige Realschule mit einem angeschlossenen Seminar und dazu natürlich noch ein siebcnklassiges Gymnasium führen. Darum wur- den so viele Fächer bis hinauf in die höchsten Klassen miteinander verbunden. Kaiser kannte diese Mängel g?nau, sagte er doch in der Einleitung zu der Fächerübersicht, die sich im Schulprogramm von 1838 findet: „Wir enthalten uns dabei jederlei Bemerkungen und führen bloß die Tatsachen an, wodurch der Leser auch in den Fall gesetzt sein wird, darüber zu urtheilen." Aus der gleichen Schrist ist nun ersichtlich, daß die Zahl der Gymnasiasten (etwa 2V) nur die Hälfte oder ein Drittel der ganzen Schülerzahl ausmachte.') Das war gerade für die akademisch ausgebildeten Laien-Professoren wenig zusagend. Unter diesen befanden sich vor allem Lehrer aus Deutschland (Mainz, München, Hildesheim, Osnabrück. Frankfurt). Sie konnten auch der einsamen und rätoromanisch sprechenden Land- schaft wenig Reiz abgewinnen. Das stille Leben in den klösterlichen Hallen erschien ihnen wenig anziehend. Daß gerade diese Umwelt für ungestörtes Studium und für geistige Selbständigkeit förderlich sei. verstanden sie nicht. Deshalb sagte Kaiser später treffend: „Wir mögen noch so einsam und abgeschieden von der Welt sein, wir tragen doch immer die Welt in uns und mit uns."-) Und diese weltlichen Professoren waren umso unangenehmer, als sie kraft Vertrag im Kloster wohnen und dort auch in einem eigenen Refek- torium, übrigens gegen den Wunsch vieler Lehrer, speisen mußten. Durch ihre Mehrheit an der Professorenkonferenz bestimmten sie auch den weltlichen Charakter der Schule. Kaiser war der Vertrauensmann des liberalen Schulrates, der ihn eben 1837 zum Rektor gemacht hatte und die Schule in Disentis haben wollte. Als Exponent dieser Kommission geriet er in Anti- these zu allen, welche entweder mit der Schule als Ganzem oder mit einzelnen Einrichtungen nicht zufrieden waren. Die Unzuläng- lichkeit der zur Verfügung stehenden Mittel lag ja für alle, auch für den Rektor selbst, offen zutage. An der Spitze der Opposition stand der Berner Konvertit und Priester Johann Probst, der Kaiser >) Rüderes Müller l.. Die katholische Kontonsschulc in Disentis 1833— 42. Schweizer Schule 3l> (t944) 743—',1. Kaisers objektive wenn auch sehr allgemeine Darstellung im Bündnerilchen Monatsblatt I <18'<g> 107—111. -') Biindnerisches Monatsblatt t l18i>0) 108.
	        

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