Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 82 — begegnet uns auch bei Kaiser: er löste sich langsam von den An- schauungen der Aufklärung los und wandte sich einem lebendigen, katholischen Glauben hin. Dabei mochte sehr wertvoll sein, daß er aus einfachem, katholischem Landvolke stammte. So mag Kaiser, der zeitlebens gerne mit Kindern verkehrte und ihnen nun auch Religionsunterricht erteilte, den Weg zu einem lebensvollen Kindheitsglauben um so leichter wieder gefunden haben. Es zeigte sich, daß auch eine falsche Philosophie und abwegige Doktrin die Flamme des Glaubens, die seit frühester Jugend in einem guten Herzen brannte, nicht ganz auslöschen konnte. So fühlte sich Kaiser an der Disentiser Kantonsschule nicht unglücklich und genoß auch das Vertrauen des Klosters. Als er daher am 4. November 184V im Auftrage der Liechtensteiner Re- gierung zu seinem Fürsten nach Wien reiste, beauftragte ihn der Abt, auch für das Kloster beim Fürsten Metternich einzutreten. Der gewaltige Minister fragte aber ganz erstaunt, ob das Kloster noch existiere (an monasterium Desertinense adhuc existat). Ohne viel für Liechtenstein und das Kloster erreicht zu haben, kehrte der Rektor am 7. Dezember wieder zurück.') Als Kaiser, in Aarau abgesetzt, seine Schritte nach Disentis lenkte, hatte er wohl keine genauen Kenntnisse von der rechtlich- politischen Lage der Klosterschule, sondern war froh, ein gastliches Dach und ein Lehrerpult zu erlangen. Tatsächlich aber trat er da- mals in die Schule ein, als sie gerade eine Krise durchmachte. Die Abtei übernahm 1833 die katholische Kantonsschule von Chur; indes tat sie das nur, um sich die Gunst der katholischen Staats- männer zu gewinnen und einer Unterdrückung des Klosters vor- zubeugen. Dazu kam noch, daß diese Verlegung der katholischen Kantonsschule von einem liberalen Schulrat ganz gegen den Willen des Bischofs geschah. Noch mehr! Das Kloster war in der Franzosen- zeit 1799 so geschädigt worden, dan e? nicht ^i? Mittel aufbringen konnte, welche nötig gewesen wären, um die gestellten Aufgaben hinsichtlich Unterricht, Räumlichkeiten und Verpflegung zu bewäl- tigen. Man überlege ein wenig! Sieben Laienprofessoren und etwa 3 Patres (mehr wollte der Schulrat von den Klostermitgliedern >) Chronica Monasterii II. S. 87 (es handelt sich um die sog. lombar- dische Pension). Dazu Kind. Peter Kaiser S. 27.
	        

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