Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 79 — gegebene „Geschichte des FUrstenthums Liechtenstein" behandelt ja aus den ersten 50 Seiten wiederum das gleiche Thema, das er in seinen Disentiser Programmen schon angeschnitten hatte. Die Forschungen über das alte Rätien scheinen Kaiser auch in ein vertraulicheres Verhältnis zur christlichen Kultur und zur Kirche gebracht zu haben. Die Art und Weise, wie er über das Christentum und über den Churer Bischof als Träger christlicher Kultur schreibt, ist bemerkenswert. Nicht vergebens setzte Kaiser seiner Programmschrift von 1840 die Worte des 84. Psalmes voran: Veritas de terra orta est et justitia de coelo prospexit (Treue sproßt hervor aus dem Lande und Gerechtigkeit schaut hernieder vom Himmel). Das treue rätische Volk erhielt die himmlische Lehre vom Christentum.') Sein Aufenthalt in demjenigen Kloster, das Tello so reich beschenkt hatte, und das an der Wiege der rätisch- christlichen Kultur stand, sein Verkehr mit dem einheimischen und frommen Volke des rätoromanischen Landes trugen doch wohl zu seiner langsamen Umwandlung bei. Noch mehr ersichtlich ist dies in dem fünfseitigen, aber nur vervielfältigten Programme von 1839: „Einige Worte über Erziehung und Unterricht." Darin spricht der Disentiser Rektor von der Bildung, die eigentlich den „Menschen ausmacht und ihn von dem Tiere unterscheidet". Es ist die Rede von der Seele, in die „das Licht und die Liebe, welche der hl. Johannes so rührend empfiehlt, vorzugsweise" eingehen sollen. Das Zitat ist nicht so ungefähr, denn 1838 hatte Kaiser in der 5. Klasse „um des Inhaltes willen das Evangelium Johannis" mit den Schülern gelesen. Kaiser deutet darauf hin, daß die Eltern und Lehrer nur „Hinweisungen auf den ewigen Erzieher" sind. Je reiner unsere Erzieher gewesen sind, umso mehr wirkt der „unsichtbare Erzieher". Das Ziel ist eben, ein Ebenbild Gottes zu schaffen. Um dies zu erreichen, muß der Erzieher von Liebe beseelt sein: „Das Prinzip der Erziehung ist die Liebe." Der Rektor kennt aber auch die Grenzen der Erziehung: „Oft hat die erste häusliche Erziehung und die Volksschulen das Leben verdorben." Wer wird es dann der höheren Schule verargen, wenn „sie nicht alle törichten und übertriebene Erwartungen zu befriedigen" weiß? Immerhin „wäre hier ein schönes, reiches Feld für treue Seelenhirten, das eine i) Ueber die rechtlichen Verhältnisse etc. S. 4. g—lg.
	        

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