Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 71 — der, als daß man 20 Jahre später und erst noch in unserer Zeit Kaiser diese übrigens wenig poetischen Jamben vorgeworfen hat.') Das war natürlich das Schicksal vieler Persönlichkeiten, welche die Wandlung vor der Aufklärung zur Romantik durchmachten. Aber es verbietet uns doch die historische Gerechtigkeit, dem späteren Schuldirektor und Geschichtsschreiber anzurechnen, was er in aus- gelassener Jugend einmal gedichtet. Trotzdem Voltaire Schüler der Jesuiten war, bleibt er doch Voltaire. Ebenso: Trotzdem Kaiser Anhänger der Aufklärung war, bleibt er doch Kaiser. Leider kam unser Liechtensteiner von Freiburg, wo die Bur- schenschaft Ende 1819 von Metternich aufgehoben war, wiederum in ein seiner katholischen Herkunst nicht entsprechendes Milieu. 1820 sehen wir ihn an der Erziehungsanstalt in Hofwyl bei Bern, die Philipp Emmanuel von Fellenberg (1771—1844) leitete. Nach einigen Jahren ging er auch zu Heinrich Pesta- lozzi in ?>verdon. Die Persönlichkeit dieses Pädagogen blieb ihm immer in dankbarer Achtung, indes nicht die dortigen verworrenen und für Pestalozzi charakteristischen Verhältnisse. Wie weit später Kaiser den Methoden Fellenbergs und Pestalozzis folgte, das ist eine noch nicht näher untersuchte Frage. 1826 zog Kaiser nach Aar au. Es liegt eine gewisse Tragik im Leben Kaisers, daß er, obwohl Sohn eines dynastischen Landes, doch seine Lebenstage fast immer in ganz demokratischen, ja sogar scharfmacherisch demokra- tischen Landen verbringen mußte: zuerst in Baden, dann im Aargau und später den Hauptteil seiner Lebensspanne in Eraubünden, das doch immer eine Musterrepublik sein wollte. In der aargauischen Kantonshauptstadt hatte er eine Lehrstelle für Geschichte, Geographie und Latein erhalten. Hier entwickelte sich der eigentliche „Lehrer". Am liebsten und besten dozierte er Geschichte, die er immer frei vortrug. Nach unseren heutigen Anschauungen waren seine Ge- schichtsstunden vielleicht zu hoch und zu wenig praktisch. Aber die damalige Zeit sehnte sich nach den trockenen Lehrmethoden des 18. Jahrhunderts wieder nach Seele und Geist. Auch war das Leben und deshalb auch die Schule noch nicht so auf staatliche Prüfungen eingestellt und mit den Realien b?lastet. Weniger gut lagen unserem Professor Psychologie und Logik, die er in der >> Schweizerische Kirchenzeitung 1842. S. 11. Anm. Dazu Schildwache vom 11. Dezember 1943 und vom 2li, Februar 1944.
	        

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