Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 26 — Dann ging es an die Aufstellung von Verfassungsmaximen, die weitgehende Rechte des Volkes vorsahen und einen integrierenden Bestandteil der Landesverfassungen bilden sollten. An diesem Ver- handlungsgegenstande zeigte sich besondes der hohe Geist der Ver- sammlung der Volksvertreter, die einen Jdealstaat schaffen wollten. Aber es blieb bei den schönen Reden, denn die Zentralgewalt hatte keine Machtmittel zur Verfügung, um ihre Beschlüsse in die Tat umzusetzen und die einzelnen Bundesfürsten hatten keine Lust, Volksrechte anzuerkennen, sondern waren mit allen Mitteln bestrebt, in Oesterreich sogar mit russischer Hilfe, der Revolutionswirren Herr zu werden und als dies gelungen war, war die National- versammlung nur noch eine Rednertribüne. Ueber die Tätigkeit Peter Kaisers in Frankfurt ist wenig be- kannt. Er soll einmal öffentlich gesprochen haben, doch stehen mir leider die Sitzungsberichte nicht zur Verfügung. Aus seinen wenigen Briefen an seine Freunde im Lande, seinen Berichten an die Re- gierung und nach Wien geht hervor, dasz Peter Kaiser sein Amt als Volksvertreter sehr ernst nahm. So schreibt er z. B. an Rent- meister Rheinberger unterm 22. Juli, dasz die Versammlung täglich 5 — 6 Stunden und manchmal noch länger dauert. Er war mit demselben Optimismus nach Frankfurt gekommen, mit dem das deutsche Volk auf diese Versammlung und deren Beschlüsse hoffte und baute. Langsam kommt ihm aber die Erkenntnis, dasz die Nationalversammlung mit ihren Beschlüssen nicht durchdringen wer- de. In seinem Briefe an Landesverweser Menzinger vom 2. Juli steht der Satz: „Leider hat sich die Nationalversammlung in zu viele, auszer ihrem Kreise liegende Dinge eingelassen und durch Vielrednerei in weniger bedeutenden Angelegenheiten eine kost- bare Zeit hingebracht." Und als er am 16. November 1848 sein Mandat niederlegte, weil ihm der Erziehungsrat den Urlaub nicht mehr verlängerte, obwohl eine neuerliche Wahl am 36. November ihn wieder als Vertreter wählte, schreibt er: „In Frankfurt gehen die Dinge ihren Weg und kein Liechtensteiner wird ihn aufhalten. Dies ist auch ein Grund, warum ich die hiesige Stelle nicht an die Frankfurter-Stelle tauschen wollte." Damit war die Frankfurter Tätigkeit Peter Kaisers zu Ende. Für ihn ging sein Stellvertreter Dr. Carl Schädler dorthin, um noch das Ende dieser Versammlung mitzuerleben, die im folgenden Jahre
	        

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