Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 18 - lassen. Er muß sittlich rein und leidenschaftslos sich verhalten und alles selbst vermeiden, was er von seinen Schülern vermieden wissen will." Seine Biographen fügen bei: „Wie Kaiser lehrte, so lebte er auch." Erwähnt mag noch werden, dasz mehrere Liechtensteiner in Disentis und Chur zu seinen Schülern gehörten. III. Peter Kaiser als Geschichtsforscher. Wenn wir die Schilderung über Peter Kaisers Vortragsweise des Geschichtsunterrichtes lesen und seine Einstellung zur Frage der Förderung der Volksbildung kennen, so erscheint es uns selbstver- ständlich, dasz er sich mit der bereits geschriebenen Geschichte nicht zufrieden gab. Schon 1830 finden wir im Programm der Kantons- schule Aarau von ihm eine geschichtsphilosophische Arbeit, betitelt: „Andeutungen über Geist und Wesen der Geschichte", in welcher er seine Grundsätze niederlegt. „Die Gegenwart" schreibt er, „ist das Resultat der Vergangenheit, das Produkt der Arbeiten der vorher- gegangenen Generationen, woraus wohl erhellt, dasz alles wahr- haft Große und Wohltätige nicht ein Erzeugnis des Einzelnen, sondern der ganzen Menschheit ist. In dieser Ueberzeugung stirbt der Hochmut wie der Egoismus des Individuums. Ohne Anschauung der Gegenwart, ohne Kenntnis derselben, bliebe uns die Vergangen- heit ebenso ein Rätsel, wie die Zukunft und die Erfahrungen, die Mahnungen und Warnungen der Geschichte wären leere täuschende Worte, ohne realen Gehalt und unfähig zu Großtaten anzuregen und zu begeistern." Und weiter heißt es dort: „Aber nur auf einen kleinen Fleck ist der Mensch jetzo, wie ursprünglich, im Anfang beschränkt; es ist sein elterliches Haus und nachher sein Heimatland. Alles um ihn ist, als ob es nicht da wäre; nur vom Hörensagen vernimmt er anfangs die Kunde naher und fremder Völker und Menschen, nicht ohne wunderbaren Eindruck auf sein Gemüt; er sieht gleichsam die Menschheit, die Welt vor seinen Augen werden und entstehen und innig, fest schließt er sich an sie an. Sie wächst mit seiner Jugend und gehört so zu seinen Jugenderinnerungen, zu den Jahren seiner Bildung, wo der Geist voll Kraft, die Seele voll Empfänglichkeit und Hoffnung ist. Aber vorzugsweise wendet er dem Boden, auf dem er geboren wurde und der ihn ernährt; dem Volke, dessen
	        

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