Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 229 — diesem Gebiet viele Versuche gemacht, an denen er schließlich groß wurde, die er aber in richtiger Selbstzucht der Öffentlichkeit nicht übergab. Daß Rheinberger durch seine Kunst des Kontrapunktes und des Plans nicht dahin geführt worden ist, sich häufiger auf dem Gebiet der Sinfonie zu versuchen, beruhte wohl auf selbstkriti- scher Würdigung der anderen Faktoren, die hiefür noch in Frage kommen. Merkwürdig aber ist, daß er erst spät und nur 2 Streich- quartette geschrieben hat (Nr. 2 ist op. 147). Ein weiteres Werk für 4 Streichinstrumente (op. 93) enthält Variationen; eigentlich ist es eine psssscsAlia. Wie in seinen reizvollen Klaviertoccaten (op. 12, 104, 115) greift Rheinberger in dieser und anderen ?gssg- caAliss mit Glück auf die alten Formen zurück und hat dabei, wie überall, wo er dem Prinzip der Variation begegnete, für das er traft seiner Technik besonders gerüstet war, Wertvolles zutage ge- fördert. Der Schwerpunkt von Rheinbergers Orchestermusik liegt in seinen Ouvertüren, der seiner Kammermusik in den Werken für und mit Pianoforte. Unter den ersteren nimmt jene zu Schillers Deme- trius (op. 110) wohl den vornehmsten Platz ein. In ihr knüpft Rheinberger an ein altrussisches Volkslied an „Der falsche Deme- trius" (17. Jahrhundert), wie er überhaupt die Vorliebe der Romantiker für alte und fremde Volkslieder und -tänze als stoff- spendendes Element gelegentlich teilt. Auch in die köstliche Kapu- zinerpredigt der Wallensteinsinfonie ist ein bekanntes Lied der Re- formationszeit „Wilhelm von Nassau" verwoben. während manche letzte Sätze seiner Werke sich als Tarantella usw. präsentieren. In Rheinbergers Kammermusik verdient das Ls-Dur- Quartett, op. 38, den ersten Platz. Es ist von seltener Frische und besonders in den beiden 1. Sätzen männlich und reich. Aber auch in dem erst in den 9ver Iahren erschienenen Trio (f-Dur, op. 191) hat der Meister wieder jugendliche Töne angeschlagen, wie er überhaupt immer wieder über jene Trockenheit hinweggekommen ist, die vielen seiner Schöpfungen, zum Teil mit Recht, zum Vorwurf gemacht wird. Durch irgendeinen Zug auch der Erfindung spricht übrigens fast jedes seiner Kammermusikwerke an; wie fein ist zum Beispiel das Momell im Trio des Scner?o von op. 121 (Klaviertrio Nr. 3), der Anfang der zweiten Violinsonate (op. 105) und so fort. Die Zahl der Klavierwerke Rheinbergers ist groß. Ich 1 i
	        

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