Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 220 — Hand zu schaffen, die ihn volle 17 Zahre belästigte, ihm künstlerisches Klavierspiel unmöglich machte und erst einige Jahre vor seinem Tode geheilt werden konnte. Sein Allgemeinbefinden aber lies; in seinen letzten Lebensjahren immer mehr zu wünschen übrig, so daß er sich endlich gezwungen sah, seine Stellung an der Akademie im Herbst 1901 niederzulegen und nur kurze Zeit nach seinem Rücktritt, am 25. November, ging er ein in das Reich der ewigen Harmonien. Zn Rheinbergers kirchenmusikalischem Stil ist das Individuelle nicht zu verkennen; er ist selbstverständlich modern, aber modern nur im Sinne der Klassiker und Romantiker, während er sich mit der durch Wagner und Liszt geschaffenen, die traditionellen Formen ver- lassenden Ausdrucksweise nie befreunden konnte. Er ging vielmehr seinen eigenen Weg. und die Ursprünglichkeit seiner Erfindung tritt uns nicht nur in seiner Harmonik in so mancher eigenartigen, zarten und nur ihm eigentümlichen Nuance entgegen, sondern auch in sei- ner warmen, einem unerschöpflich scheinenden Borne entströmenden Melodik, die stets natürlich fließend, ausdrucksvoll und oft von hin- reißendem Schwünge ist. Von den häßlichen Errungenschaften der musikalischen Sezessionisten, die, um jeden Preis neu sein wollend, auch vor den greulichsten Kakaphonien nicht zurückschrecken, hat sich Rheinberger stets mit Entschiedenheit abgewendet, und gilt daher auch dieser neuesten „Schule" als „nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehend". Aber, wie Otto Schmid richtig bemerkt, „ein Teil des Rheinbergerschen Schaffens wird eine Lebensfähigkeit erweisen, die manche der anspruchsvoll auftretenden sezessionistischen Gebilde weit hinter sich zurückläßt". Und wenn eine Autorität wie Dr. Hugo Rie- mann schreibt: „Die Werke Rheinbergers haben ein durchaus eigen- artiges Gepräge, eine gewisse Strenge und Herbheit gibt ihnen einen Anhauch von Klassizität", so wird diesem Urteil jeder Kenner Rheinbergers ebenso zustimmen müssen wie der Charakterisierung unseres Meisters durch ?. Raphael Molitor: „Rheinberger gehört mit unter die hervorragendsten Erscheinungen der jüngsten Musik- geschichte und hat fast auf allen Gebieten der musikalischen Kom- position Großes geleistet und Bleibendes geschaffen. Was er bietet, ist inhaltlich und formell gediegen." Auch der berühmte Komponist des „Evangelimann", Dr. W. Kienzl, schrieb über Rheinberger schon 1886 in seinen „Miszellen": „Es gibt kaum einen lebenden Künstler (auch Brahms und Kiel mitgerechnet), welcher ein größeres musi-
	        

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