Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 199 — Heinrich Kaspar Schmid War es nur ein glatter Irrtum, der die Schriftleitung dieser Eedenkschrift verleitet hat, in mir einen Rheinberger-Schüler zu vermuten? Dasz sie dann — von mir aufgeklärt — die Einladung zur Mitarbeit wiederholt hat, gereicht mir zur Ehre. Mein Kompositionslehrer Ludwig Thuille war ja unmittel- barer Schüler Rheinbergers, und wenn er im Verlaufe seines so schmerzlich verfrüht vom Tod abgeschnittenen Schaffens der dama- ligen Münchner Moderne im Sinne Alexander Ritters, Liszts, Bruckners, vor allem Wagners mit richtungweisend war, so blieb er gerade als Lehrer, ebenso wie Rheinberger, der zielklare Mentor echter Musikalität. Denn jede Art von „Moderne" löst ja immer auch eine gesunde Besinnung — also Revision aus; diese erwuchs aber den echten Musikern aus dem Erbe Rheinbergers. Was alles hatten wir doch diesem klärenden Vermächtnis zu danken! Mit solchem Rüstzeug konnte man getrost auch verwirren- den Lockungen sowohl als Angriffen standhalten, gerade dann, wenn der Angreifer — wie immer und überall — zunächst unwichtige Mitläufer als desto beißendere Spötter auf seiner Seite hatte. Also wird man es nicht unedel nennen, wenn man heute Umschau Halt, wer von jenen scharfen Verneinern bis heute durchzuhalten ver- mochte. — Das Mahnwort Sachsens in den Meistersingern: „Sucht davon erst die Regel auf!" läszt sich nämlich dann auch von den Verteidigern verwenden, wenn sie nicht nur Beckmesser sind. Za — es tut wohl, immer wieder zu erkennen, dasz ein Wechsel in den Neigungen nicht unbedingt Wertvolleres bringt, und es tut not, zu betonen, daß es in unserer Kunst nur scheinbar unerklärbare Ge- heimnisse gibt, ohne daß sie unergründlich bleiben müßten. Denn der Schlüssel dazu heißt in jedem Falle Musikalität. Irgendwie war ich also auch ein Schüler Rheinbergers; außer dem Klavier und der Komposition erzogen mich von Kindheit an Orgel und Chorgesang. Und als ich an der Münchner Akademie die Aufnahme auch im Orgelspiel zu machen hatte, saß der ernste Mei- ster neben der Orgelbank. Während nun alle Prüflinge ihre wohl- vorbereiteten Stücke darboten, war ich als Autodidakt, vom Kirchen- chore meines Vaters kommend, ohne Wissen darüber, daß es eine mächtige Orgelkonzertliteratur gab. Als ich dann verlegen diesen
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.