Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 197 — Casimir Meister Bei Joseph Rheinberger studierte ich 2 Jahre (1889—1890) an der damals Königlichen Musikschule (der heutigen Akademie der Tonkunst) in München. Er war mein Hauptfachlehrer in Kontra- punkt und Komposition. Meinen „Meister" verehrte ich aus auf- richtigem Herzen, und diese Verehrung ist mir zeitlebens geblieben. Sein leutseliges Wesen, seine tiefgründige Lehrtätigkeit hinterließen auf mich einen tiefen Eindruck. Er war seinen Schülern stets ein liebevoller Berater und Förderer in späteren Lebensfragen. Ich besitze jetzt noch ein von Joseph Rheinberger vor 47 Jahren eigen- händig geschriebenes Empfehlungsschreiben, das mir in meinem Leben den Weg öffnete. Nach Beendigung meiner Studien riet mir Rheinberger, nach Paris zu gehen, um auch französische Art kennenzulernen. Ich bin ihm zeitlebens dankbar dafür. Mit meinem Münchner Diplom trat ich in die Kompositionsklasse Th. Dubois ein. Joseph Rheinberger gab mir noch eine spezielle Empfehlung an seine Freunde, Orga- nisten Euilmant und Widor, die mich weiterhin ins Orgelspiel einführten. Wenn ich das Glück hatte, bis auf den heutigen Tag eine an- ständige Dirigenten-Lebensstellung erhalten zu haben, verdanke ich dies nur meinem lieben, unvergeßlichen Lehrer Joseph Rheinberger. Heinrich Mal Rheinberger war besonders bedeutend in der Anwendung der gebundenen Formen, Kanon und Fuge, die er meisterhaft zu lehren verstand. In seinen Stunden wurden viel Noten, besonders von Mozart abgeschrieben, was natürlich einem jungen Kopf mit so viel neuen Ideen vorerst nicht gefiel und einleuchtete. Der Meister hat auf seine Schüler durch seine Persönlichkeit auch als Mensch den besten Einfluß geübt. Der „Fugenseppl", wie wir Schüler ihn nannten, war bei uns sehr beliebt, weil wir merk- ten, daß in seinem Innern ein fühlendes Herz für die Mitmenschen, insbesondere für die Jugend schlug. Wenn kleine menschliche Eigen-
	        

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