Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 194 — Einblick niedergelegt wurden, eine Maßregel, die in späterer Zeit für den Schreiber zum Genuß wurde. Es muß noch hervorgehoben werden, daß Professor Rheinberger stets der gütige und beratende Lehrmeister für den Schüler war, was sich bei dem Abschiedsbesuch in dem Absolutorium in besonders teilnahmsvoller Art zeigte. Daß die Arbeiten des Meisters noch hochgeschätzt werden, konnte ich vor kurzer Zeit an einem sächsischen Oberlehrer und Organisten erfahren, der, nachdem ich mich als Rheinberger-Echüler vorgestellt, nun seine große Begeisterung für die Kompositionen des Meisters, besonders seine Orgelsonaten, die er alle genau beschreiben konnte, erklärte. Ein späterer Ferienaufenhalt in „Samina" gab dem Schreiber die Gelegenheit, das Geburtshaus des verehrten Meisters aufzusuchen und das Gedenken an den gütigen Lehrmeister zu ver- tiefen. Christian Döbereiner Joseph Rheinberger war ein großer Meister und Lehrer des einfachen und doppelten Kontrapunktes und der Formenlehre. Die von ihm während des Unterrichtes gestreute Saat ging allerdings bei vielen seiner Schüler oft erst viel später auf. Bei mir kam die Frucht erst nach einigen Iahren zu schönstem Gewinn, als ich mich der Wiederbelebung alter Musik in ihrer originalen Gestalt wid- mete. Bei Ausarbeitung des Lasso Lontinuo der verschiedenen Werke kam mir erst voll die Erkenntnis, wie viel ich Meister Rhein- berger. besonders im einfachen Kontrapunkt, zu danken hatte. Der Meister legte selbst den größten Wert darauf, daß seine Schüler im einfachen Kontrapunkt sattelfest wurden. In manchem erschien er mir nahezu als ein musikalisches Phä- nomen; er konnte zum Beispiel 2 Arbeiten zu gleicher Zeit abhören und „cezensieren", das heißt ein Schüler spielte die durchgearbeitete Aufgabe von der letzten Stunde (das heißt der vorhergegangenen) auf dem Klavier vor, während Rheinberger eine neue Komposition eines andern Schülers, die dieser zur „Rezension" vorlegte, durch- sah und abwechselnd, je nach der gegebenen Situation, den Spieler
	        

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