Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 157 — Es allen recht zu machen, ist freilich auch dem ehrlichen, unbe- stechlichen Meister ebensowenig gelungen wie seinen Nachfolgern im Lehramt, Klose und Reger, die allerdings nach kurzer Zeit wieder abwanderten, während er, gefeit gegen Hieb und Stich, Jahrzehnte hindurch seines Amtes waltete, ein „Eroßsiegelbewahrer" jener Fürsten, die nimmer zu entthronen sind und deren Sterne leuchten werden, wenn viel blendender Glanz für immer erloschen sein wird. In ihrem Sinn trat er jeder Un- und Afterkunst gewappnet ent- gegen. Nie aber verließ ihn dabei die seinem Wesen ureigentümliche Vornehmheit und Gelassenheit. Vielleicht aber waren es gerade diese Eigenschaften, welche manche Legenden über seine „Unnahbarkeit" heraufbeschworen ha- ben. Verletzte Schülereitelkeit mag des weiteren dazu beigetragen haben, daß entstellende- Berichte über des Meisters „Einseitigkeit" oder „Rückstündigkeit" in Umlauf gesetzt wurden^ Rheinberger machte eben seinen Schülern Fleiß, Gründlichkeit und Ausdauer zur Bedingung. Für „bohemisierendes" Kllnstlertum hatte er nichts übrig. Für Theoriestudium ohne vorherige gediegene Beherrschung eines oder mehrerer Instrumente hatte er nur ein bedenkliches Kopfschütteln. Es war ihm nicht Hauptsache. So hatten einige Jnstrumentalisten sich in der musikgeschicht- lichen Prüfung derart gründlich ausgeschwiegen, daß der Direktor der Akademie, Exzellenz von Perfall, erzürnt ausrief: „Vielleicht können Sie mir wenigstens sagen, ob Mozart ein Tischler oder Ta- pezierer gewesen ist?" und dann, zu Rheinberger gewendet, fragte: „Solche Leute kann man doch in keinem Orchester brauchen?" worauf dieser gelassen erwiderte: „Das sind die Besten." Dies zur Widerlegung einer häufig gehörten Behauptung „für Rheinberger fange der Musiker erst bei der Fuge an". Ein weiterer Vorwurf geht dahin, daß er „religiösen Texten" einen Vorzug zugebilligt habe, obwohl auf 260 textierte und auf- geführte Kompositionen der Jahrgänge.1874—19W nur 21 oben- genannten Charakters treffen. Die ihm zugeschriebene Abneigung gegen Posaunen und Tuba ist eine geradezu böswillige Erfindung. Rheinberger hat sich dieser Instrumente in allen größeren Orchester- werken wirkungsvoll (wenn auch nicht mit dem eine zeitlang gras- sierenden „Vlechhunger") bedient und auf die Klangschönheit dieser
	        

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