Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 156 — Schlüsseln. Die Konzepte aus dem Unterricht muhten zu Hause sorg- fältig ins Reine geschrieben und zu fliehendem „Vorspielen" ein- geübt werden. Darauf sah Rheinberger sehr. Mir liegen heute, nach mehr als 46 Jahren, viele dieser Übungen noch in den Fingern. Gut geführte Kontrapunktbücher aus jener Zeit möchte ich musi- kalische Bibeln nennen. Ear manchmal habe ich mir Rat und Auf- munterung daraus erholt. „Ein Angedenken treu und fest,, dran sich der Lenz erkennen Iaht." Nicht festgehalten aber ist alles das. was der Meister persönlich seinen Schülern an Anregung und Lehre mit auf den Weg gegeben bat. Ob er nun bei Erläuterung des Begriffs Tonalität ans Klavier ging und Mozarts (er stellte keinen Musiker über ihn) „bstti, datti" oder „vendrai osrino" spielte und dann leuchtenden Auges sagte: „Mozart, überhaupt Mozart!" — oder ob er aus Werken des von ihm immer als genial bezeichneten Berlioz^ zitierte („so sehr dieser auch manchmal über die Schnur gehauen") -— stets stand man im Bann seiner von äußerer wie innerer Wahrhaftigkeit getragenen Darlegungen; obwohl wir alle bereits von der gerade in jener Zeit machtvoll um sich greifenden „modernen" und „hypermodernen" Bewegung ersaht oder bereits in Besitz genommen waren. Es wäre ein Irrtum, zu glauben, dah Rheinberger dies nicht wußte. Er war ein feiner, kluger Beobachter"^, und an Hellhörigkeit fehlte es ihm keineswegs. Auch konnte er aus den ihm vorgelegten Kompositionen, die in Form, Fassung und Harmonik meist allzu modernes Gewand trugen, ersehen, wie es um uns stand. Er hat denn auch Werke ̂ von Schülern zur Aufführung zu- gelassen, die sich unverhüllt zu der damals in höchster Blüte stehen- den „Programm-Musik" bekannt haben. Der Sohn seiner Heimat wußte gut genug, dah ein über die Ufer tretender Bergstrom nicht aufzuhalten sei — sondern vorbeibrausen müsse — um später wieder friedlicher und stiller dahinzurauschen. 21. Nach dessen Jnstrumentationslehre auch Rheinberger unterrichtete. 22. Sein im Alter von 22 Jahren an die Eltern gerichteter Brief ist ein köstliches, bedeutsames Dokument von Klugheit, Sachlichkeit und Menschen- kenntnis. 23. Zum Beispiel I. A. 
Coerne: „Hiawatha", sinfonische Dichtung in 5 Sätzen.
	        

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