Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 150 — Neben den als csntus kirmus^ in allen Varianten zu bearbei- tenden Chorälen und Melodien für die erste Kontrapunktklasse" enthalten sie eine Fülle von Themen für die ein- bis sechsfache Fuge (Fuge zu 6 Themen!) und alle anderen Kunstgattungen. Aus vielen Anmerkungen ist ersichtlich, welch weites Blickfeld auf dem Gebiet der Form, der Satztechnik und Ästhetik der Meister seinen Schülern eröffnete. Daneben ist sowohl über deren Teilnahme am Unterricht als auch ihre selbständige Betätigung Buch geführt. Alle von ihnen in Teilstücken oder fertig vorgelegten Arbeiten und Kompositionen sind eingetragen und kurz, zuweilen auch aus- führlicher qualifiziert. So z.B.: Hallen bringt den ersten Satz eines Klavierquartetts. Ein wahrer Urwald von unmöglichen Harmonie- folgen, doch mit Talentspuren. Eiehrl'" bringt 4 Lieder mit Kla- vierbegleitung, etwas überschwenglich. Hieber" bringt ein Terzett für 3 Frauenstimmen mit Orgel, melodielos, verschroben und ge- sucht; hielt ihm darüber, einen kräftigen halbstündigen Vortragt, der hoffentlich seine Wirkung tut. Schon in der nächsten Stunde legt derselbe Schüler, wohl um den Meister wieder zu versöhnen, eine anscheinend „gemäßigtere" Arbeit vor. Aber auch diese findet nur bedingte Anerkennung; nämlich: Hieber bringt einen neuen (?) Männerchor, in welchem echte „Liedertafelluft" weht. Melodie ganz anständig, Basz und Mittelstimmen lahm. Mit einem gutmütigen Ausrufezeichen erledigt der Meister die Kuriosität. Stich bringt eine Fuge für 2 Flöten und Oboe (!). Es mögen diese. Beispiele ein Hinweis sein, dasz Rheinberger den Arbeiten seiner Schüler nicht gleichgültig gegenüberstand. Welch reine Freude spricht nicht aus dem Eintrag: „Kempter^ bringt sein Quatuor (L-Moll) vollständig fertig; ein vortreffliches und künstlerisch völlig reifes Werk." Diese Tage- oder Zensurbücher der „höheren Theorie", wie bei einigen der Untertitel lautet, hat der Meister bis zuletzt sorgfältig geführt. Es wäre zu begrüßen, wenn die Jahrgänge 1886 bis 1901 wieder ans Licht gelangten. 8. Feststehende Melodie. 9. Der Unterricht umfaßte 
3 Klassen bzw. Jahrgänge. 10., 11. Später neben Rheinberger geschätzter Lehrer am Konservatorium. 12. Gegen des Meisters Gewohnheit. Sein Urteil war bündig und kurz. Es mag wohl in einer Orgelstunde geschehen sein. 13. Nachmals 0r. pbil. n. c. und 1. Kapellmeister und Kompositionslehrer in Zürich.
	        

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