Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 148 — Feinheit und Liebe zur Sache seinesgleichen in ganz Deutschland und Umgebung nicht findet, kurz einer der respektabelsten Musiker und Menschen der Welt." An anderer Stelle wieder nennt er ihn den ersten Kontrapunktisten Deutschlands. Es durfte also nicht wundernehmen, das; Schüler aus vielen deutschen Städten und aus aller Herren Ländern nach München kamen, um den Unterricht des Meisters zu besuchen — darunter Namen von bereits gutem Klang. Die bei Rheinbergers Tod an der Akademie wirkenden haupt- amtlichen Lehrer waren zum weitaus überwiegenden Teil Schüler Rheinbergers gewesen, so daß Professoren und Schüler in gleicher Weise den unerwartet frühen Heimgang ihres Lehrers betrauerten. Ende Juni, einige Wochen vor Beendigung des Schuljahres, hatte mich der Meister, der den nicht weiten Weg zu seiner Woh- nung (in der nunmehrigen Rheinbergerstraße)^ stets zu Fuß ging, gegen Schluß des Unterrichtes leise beauftragt, ihm eine Droschke zu besorgen, da „er sich gar nicht wohl befinde". Bestürzt eilte ich davon, und beklommenen Herzens sah ich dem davonrollenden Wa- gen nach. Joseph von Rheinberger, seit 4l1 Jahren an der Münchener Musikschule tätig, hatte die letzte seiner berühmten Kontrapunkt- stunden gegeben. Noch einmal — bei Ablegung unserer Absolutorialvrüfung — sahen wir den Meister seiner Pflicht und seines Amtes als Inspektor des Theorie- und Orgelunterrichts walten. Hier, wo es galt, noch einmal die Interessen seiner Schüler wahrzunehmen, wollte er wohl nicht fehlen. Gerüchtsweise hörte man, daß er — unzufrieden mit dem nach Perfalls Rücktritt erfolgten Wechsel in der Direktion — sich vom Lehramt zurückziehen wolle. An die Möglichkeit eines baldigen Todes des körperlich und geistig noch immer imponierenden Meisters dachte jedoch niemand. Ein leises Zittern der rechten Hand", die aber, wenn sie auf den Tasten lag, fest und beherrscht wurde, mochte auf eine uns Freund und Förderer. Er setzte sich namentlich für die Oper „Türmers Töch- terlein" ein, bevorzugte ihn in seinen Koil^ertprogrammen und nennt ihn einen „5csr>stti rs^ivivu;". i>. Eine Gedenktafel ist am Haus angebracht. 6. Rheinbergers rechter Zeigefinger war nach einer Operation steif ge- woioen. Obwohl ich im Unterricht neben ihm sasz, ist es mir nie aufgefallen.
	        

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