Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 122 — Ideal war und blieb Mozart, und als er einmal in Mozartschen Molinsonaten schwelgte, rief er aus: „O Wonne in dieser Musik! Zum Teufel mit aller Schopenhauerschen Musik!" Er sah es für die Kunst als Nachteil an, daß man soviel Gutes und Altbewährtes über Bord warf. Gab ihm die Entwicklung der Tonkunst zur Atonale in mancher Beziehung nicht recht? Allgemein bewundert und anerkannt wurde und wird sein großes, fast beispielloses Können, womit er alle Formen der Musik meistert. Aber oberflächliche Kenner seiner Werke sprechen ihm manchmal die Ursprllnglichkeit der Erfindung ab. Zu Unrecht! Mag er auch hie und da seiner Eeschicklichkeit etwas zugute tun, in der Eroßzahl der Werke zeigt er sich als ein Eottbegnadeter. Seine Mu- sik erschließt sich manchmal nicht so leicht. Aber man muß nur recht hinhören: welche Wärme, welche Innigkeit durchströmen seine un- erschöpflichen Melodien! Wie ist alles ausgeglichen in Form, Tönung und Farbe! Wie gebraucht er das Chroma ohne jedes Übermaß! Wie natürlich fließen selbst die Stimmen im strengsten Stil, im Kanon dahin! Aber er weiß auch zu gegebner Zeit seinen Stil zur Monu- mentalität zu steigern: seine großen Chorwerke und seine Sinfo- nien für die Orgel, so darf man die Orgelsonaten wohl nennen, belegen dies im besondern. Ihm, dem tiefreligiösen Manne, war es seit frühester Kindheit ein Herzensbedürfnis, Kirchenmusik zu schreiben. Er hat die orgel- begleitete Messe zur vollen künstlerischen Reife gebracht. Seine acht- stimmige Messe, Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. gewidmet, ist „die schönste reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts". Das Requiem, c»p. 60, und die Orchestermesse, c>p. 169, gelten als die schönsten Werke ihrer Art der nachklassischen Periode. In den Motetten gab der Meister Schöpfungen von zeitloser Kunst. Leider fand er zeit- lebens mit der Kirchenmusik, dem besten Teil seines Schaffens, we- nig Anerkennung. Erst die neuere Zeit anerkennt ihn als einen Erneuerer der katholischen Kirchenmusik und berücksichtigt die Werke in gebührender Weise. Da und dort, besonders in England und Amerika, mögen heute noch seine Orgelwerke erklingen, aber andere Schöpfungen hört man selten. Aus welchen Gründen? Das Musikleben von heute zeigt eine große Einförmigkeit, da nur die Meister ersten Ranges gelten und man an vielen wahren Meisterwerken achtlos vorübergeht. Für
	        

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