Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1904) (4)

— 234 — Das Bistum Augsburg feierte ebenfalls von jeher am 3, Dezember dieses Fest, Also ist nicht im 9, Jahrhundert die Legende voin hl, Luzius erst erfunden worden; vielmehr ist alles das, was das 9, Jahrhundert uns über den hl, Luzius und seine Ver- ehrung in ganz Rütien bezeugt, eii? Beweis für die über das 9, Jahrhundert weit hinaufgehende Tradition, in eine Zeit hinauf- gehend, in welcher „die Legendenluldung" noch keine „Fortschritte gemacht hat.". An der Tatsache also,'daß in Chur ein Glau- bensbote mit Namen Luzius in der frühesten christ- lichen Zeit gewirkt hat und gestorben ist und die Kirchen von Rütien ihn stets als einen ihrer ersten und größten Apostel verehrt haben, kann nicht ge- zweifelt werden. Eine andere Frage, die von der ersten völlig un- abhängig ist, ist die, ob dieser Apostel Rcitieus die gleiche Person war, wie der christlich gewordene König in Britannien. Der gelehrte und berühmte Notker Balbulus, Mönch des Klosters St, Gallen, hat um das Jahr 860 ein Märtnrologium (Lebens- gcschichte der Heiligen) verfaßt. Darin kommt auch St, LuziuS vor. Weil nun der britische Verfasser Zweifel hatte, daß der Apostel Rütiens der gleiche Luzius sei, wie der in Britannien bekehrte König dieses 
Namens, so schließt er das Leben des Rüticr- apostels mit den Worten: „Dessen Grab, nämlich jenes Luzius, der in Rätien ruht, mag er nun jener einstige König, oder ein anderer Diener Gottes gewesen sein, ist durch häufige Wunder verherrlichet," Der Grund, warum Notker an der Identität zweifelte, ist der: Er meinte, unter jenem Timotheus, ivelcher nach der Tradition den König Luzius bekehrte, sei der Aposrel- schülcr Timotheus gemeint, was kaum möglich gewesen würe. Darum nennt er ihn auch nur einen frommen Mann, Timotheus mit Namen, Man sieht daraus, daß man auch im 9, Jahr- hundert in solchen Dingen vorsichtig war uud Münncr, ivie Notker und andere Leuchten jener Zeit 
ließen sich nicht ein x für ein u vormachen. Der schweizerische Geschichtsforscher Lütols hat diese Frage sehr eingehend und mit großem wissenschastlichen Apparate behandelt und in seinem Buche „Die Glaubensbotcn der Schweiz vor St, Gallus" dargetan, daß der Glaubwürdigkeit der Ueberlieferung auch in diesen: Punkte nichts im Wege stehe. Der 
britische Mis- sionär Timotheus war ein Sohn des römischen Senators Pudens, der durch Paulus bekehrt wurde, die Mutter war eine Britin, Der Familie des Senators gehörte auch 
jene?owponm Kr«ein,->. an, die eine eifrige Christin war, deren Gemahl jener Plautius war, der gegen die Briten kümpfte uud über sie triumphierte.
	        

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