Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1935) (35)

— 121 — selbst daraus zu entnehmen, worüber ich eigentlich aufzusehen habe. 
Ich habe die Herrschaft!. Gebäude, die Reben, die Kellereien, die 
Kornboden besichtigt, auch mir angelegen sein lassen, mir den Zustand der herrschaftlichen Waldungen bekannt zu machen, und gnädigster Fürst Herr, Herr, darf ich es sagen? Ich habe aller- orten Unordnung, Verwirrung, sträfliche Rachlässigkeit und mut- willige Vewahrlosung des wahren Nutzen der Herrschaft und der Untertanen angetroffen. Mehrere Iahrrechnungen sind unsichtbar geworden, einige Gefalle bezieht der Landvogt, andere der Rentmeister. Dieser verordnet, jener gebietet. Der Landvogt, von welchem der Rent- meister, wie 
er sagt, in allen rentamtlichen Verrichtungen abhängt, hat nit die geringsten Begriffe der Cameralwissenschast und der Rentmeister mithin immer Gelegenheit, alle Fehler und Versehen durch seine Subordination an jenen und mit den Ein- wänden: „der Landvogt hat es befohlen, der Landvogt hat es verboten etz." zu entschuldigen. Unter allen herrschaftlichen Gebäuden in Liechtenstein ist Keines in so gutem Zustande als die Wohnung des ehemaligen Landvogtes. Insbesondere aber ist das Schloß Höhen-Liechtenstein durch unverantwortliche Saumsal sehr übel zugerichtet. Die Tachungen sind dermaßen beschädigt, daß nicht nur Schnee und Regen frei eindringen und hierdurch vieles Holzmerk verfaulen, sondern selbst schon einige Zimmer angegriffen werden müssen. Man hätte anfänglich dem Uebel mit wenigen Groschen steuern Können, nun aber wird man auf die Reparation eine ziemliche Summa verwenden müssen, oder aber diese zwar alte aber dennoch ansehnliche Burg gänzlich zerfallen lassen sollen. Ich habe in den herrschaftlichen Kellereien nicht einmal ei» ganzes Fuder, jondern nur etwas sehr schlechten vorjährigen Weines angetroffen. AIs ich mein Erstaunen hierüber zu erkennen gab, eröffnete man mir, daß nun schon seit einigen Iahren alle Herrschaft!. Weine, gleich nach dem Pressen, noch als Most aus denen Torkeln weg und ohne in die herrsch. Keller gebracht zu werden, verkauffet worden. Ich ereiferte mich hierüber in Ansehen des der Herrschaft hiedurch zugefügten gewaltigen Schadens. Ich fragte, wozu denn die vielen und 
Kostbaren Fässer
	        

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