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den schlechten Ausgang seines
Geschäftes voraussah und durch den
?. Prior gleichsam einen Vorsprecher haben wollte. Wenn auch der Landvogt schwer belastet
erscheine, so sei doch alles so illegal und Konfus durchgeführt worden, daß es leicht sein Könnte, daß er wieder
in sein Amt Kommen würde. Bei den zerrütteten Verhältnissen würde er
dem Prior entschieden von einer Uebernahme der Administratur abraten. Am 23. März
ersuchte Fürst Josef Wenzel nochmals den Prior um Annahme der Oberaussicht.
Er sollte nur bis zur Rückkehr des Ländvogtes oder bis
der Fürst andere Verfügungen treffen würde, in wirtschaftlichen Dingen die Oberaussicht führen, ohne „sonderliche Beschwerden und
ohne in die Unruhen sich einzulassen". Mit Absicht
zeigte nun der Prior dieses neuerliche Schreiben
des Fürsten denen, so beim ersten Auftrag „große Augen
gemacht". Es war allgemeine Ansicht, daß
der Prior ohne größte Ungnade
des Fürsten den
gnädigsten Auftrag nicht mehr abschlagen
Konnte. An der Gnade
des Fürsten war
dem Priorat um so mehr gelegen,
als es viele liegende
Güter in Liechtenstein besaß und zudem „gereiche es dem Reichsgotteshaus Ottobeyren an dem
wienerischen Hof zur besonderen Ehre, daß
einem all- dortigen
Capitulari.8ine sxemplo ein
weltliches Reichsfürstentum zu administrieren von
einem so großen Fürsten anvertraut worden." So nahm
der Prior die Administration
an. Am 5. April 1771 teilte
der Prior dem Fürsten mit, daß
er in den nächsten Tagen
sich nach Liechtenstein verfügen und vom Rentmeister Bericht einholen werde,
wie dieser seit der Abreise des Land- vogtes das Camerale besorgt habe
und er werde ihm gleichzeitig weitere Anweisungen für
die Zukunft geben. In den folgenden Monaten begab sich
der Prior öfters nach Liechtenstein und blieb, wenn es die Geschäfte gerade erforderten, 1 bis 4 Tage dort. Aus
dieser Zeit stammen seine Berichte an den Fürsten, die allerdings zeigen, daß eine
Aenderung in der Verwaltung
des Fürstentums notwendig war. „Nachdem
ich mich nun zum
zweitenmal nach Liechtenstein begeben und dort einige Tage zugebracht
habe, um mir das Cameralwesen
anzusehen, so habe ich von
dem Herrn Rentmeister Ambrosi verschiedene Rechnungen
zur Einsicht abgefordert, um