Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1934) (34)

- 51 - an dem der Fortschritt der nördlichen Aussprache nach Süden beobachtet werden kann. Wenn die beiden Gebiete am Nord- und Südabhange des Schellenberges in den angeführten Bei- spielen voneinander geschieden sind, so fallen sie zusammen, soweit es die Behandlung von althochdeutschem ei vor Nasen- lauten betrifft, also in Wörtern wie „meinen, heim, Stein, Bein" u. dgl. oder die Unterschiede zwischen beiden sind doch so geringfügig, daß sie kaum erkennbar sind. In diesen Beispielen wird auch am Südabhange des Schellenberges o gesprochen als moona, hoom, schtoo, boo usw. wie in Bendern, Gamprin und Ruggell. Vor Nasenlauten ist also die nördliche Entsprechung weiter nach Süden vorgerückt als vor Mundlauten. Auch die Frage, woher der vorarlbergische Doppellaut aa kommt, kann hier noch kurz gestreift werden. Er stammt sicher aus der Gegend nördlich vom Bodensee, wo er auch im gesamten Westschwäbisehen gesprochen wird und ein charakteristisches Kennzeichen dieser Mundart gegenüber dem Ostschwäbischen-bildet. Es handelt sich hier um eine Brechung des ursprünglich einfachen kk zu oa und diese Brechung blieb im Rheintale nicht auf o beschränkt, sondern- sie wurde auch auf andere Vokale ausgedehnt. Dies führt zur Betrachtung eines anderen Falles, der jedoch ebenfalls zur Erklärung dieser Entwicklung beiträgt. Es handelt sich um den althochdeutschen kurzen e-Laut in Wörtern wie „Weg, leben, recht, schlecht, essen, fressen" usw. In ganz Liechtenstein^wird dafür ein einfaches offenes ^ ge- sprochen, z. B. w«;cg, le.ba, recht, qssa usw. Ebenso gilt dieser einfache Vokal im Süden in der Bündner Herrschaft, im Westen im schweizerischen Rheintale gegen Norden bis zum Hirschen- sprung und in Appenzell, im Osten im III- und Klostertale. Aber im vorarlbergischen Rheintale wird w^ag, l$aba, reicht, schleicht, Qafisa usw. gesprochen. Und auch dieser Doppellaut ist aus der Gegend nördlich vom Bodensee in das Rheintal eingedrungen und er ist nach Süden genau soweit vorgerückt wie Aa für althochdeutsches ei, also bis zur Nordgrenze des Fürstentums. * /L.: t
	        

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