Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1934) (34)

- 49 - i wääß, zäächa, hääßa, sääl usw., worauf dann, wie erwähnt, in der Bündner Herrschaft die Entsprechung äi, also i wäiß, häißa, säil usw. beginnt. Wenn wir fragen, woher diese Mannigfaltigkeit der Ent- sprechungen für einen ursprünglich einheitlichen Laut stammt, wie sie zu erklären ist und wie diese geographische Verteilung der verschiedenen Klangfarben zustande kam, so beobachten wir zunächst, daß alle diese in Liechtenstein üblichen Vokal- l'ärbungen für althochdeutsch ei, also in den gleichen Beispielen auch anderwärts im Alemannischen vorkommen. Es sollen in- dessen hier nur die zunächstliegenden Fälle Erwähnung finden. Das gleiche ää, das im nördlichen Liechtenstein gesprochen wird, erscheint auch im inneren Bregenzerwalde, auch dort heißt es: i wääß, hääßa, sääl usf., also ebenfalls angrenzend an die äa-Aussprache im Rheintal. Die Aussprache aa ist vor- handen im Walgau in Satteins und auch von hier besteht in der Straße über den schwarzen See eine direkte Verbindung mit dem äa-Gebiete. Merkwürdigerweise begegnet sie aber auch in Bludenz und Bürs, also mitten im ä-Gebiete; sie nimmt hier eine Sonderstellung ein. Die Aussprache ää des südlichen Liech- tenstein findet sich genau so wieder im Walgau und im Kloster- tale in Vorarlberg, während im Montafon eine geringfügige Abweichung zu offenem ee. eintrat, die hier nicht weiter be- rücksichtigt zu werden braucht. Sie begegnet aber auch in Appenzell. Auch sonst finden wir in verschiedenen alemannischen Landschaften genau die gleiche geographische Verteilung der - einzelnen Entsprechungen wie hier innerhalb Liechtensteins. An ein südliches äi schließt sich ää an, auf dieses folgt aa, dann ää und darauf äa und es ergibt sich eine vorläufige An- nahme, daß möglicherweise mit dieser geographischen Schich- tung eine zeitliche parallel geht, sodaß demnach die Aussprache äi in der Bündner Herrschaft die älteste, die Aussprache äa im vorarlbergischen Rheintale die jüngste unter diesen Va- rianten ist.
	        

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