Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1934) (34)

- 45 - von den Chronisten als Besonderheiten gerne erwähnt werden, spielen für die Frage nach der Zeit der (iermanisierung nur eine untergeordnete Rolle. Immerhin ist die Grenze nicht leicht zu ziehen. Diese lange Zeit friedlichen Nebeneinanderlebens von Ale- mannen und Rätoromanen hatte auch Auswirkungen auf die deutsche Mundart zur Folge. Abgesehen von den zahlreichen vordeutschen Orts- und Flurnamen, die heute noch in Liech- tenstein üblich sind, drangen auch zahlreiche fremde Elemente in den Wortbestand der deutschen Mundarten ein und diese wurden ebenfalls festgehalten. Das Vorarlbergisch-Liechten- steinische Wörterbuch wird auch diese fremden Bestandteile des mundartlichen Wortschatzes erfassen und damit seinerzeit Aufschluß geben über den Urnfang dieser fremden Beeinflus- sung sowie über die Begriffsgebiete, die von ihr besonders betroffen wurden. Es wird dies für die Kenntnis des Verhält- nisses, das zwischen den Alemannen und Romanen bestand, und auch kulturgeschichtlich von Bedeutung sein. Auch in der Laut-Entwicklung zeigen die Talmundarten Liechtensteins vereinzelt noch Einwirkungen des Rätoroma- nischen und dies setzt eine viel länger dauernde und intensivere Einwirkung der fremden Sprache auf die deutsche voraus als die Beeinflussung des Wortschatzes. So hat z. B. der vor kurzer Zeit verstorbene verdienstvolle Schweizer Mundartforscher Al- bert Bachmann schon vor mehreren Jahrzehnten darauf hin- gewiesen, daß in der Aussprache dengga, tringga, stegga, wegga für „denken, trinken, stecken, wecken" u. dgl. wahr- scheinlich ein rätoromanisches Relikt zu erblicken ist. Wenn diese Erklärung auch einige Schwierigkeiten birgt, wie Bach- mann es selbst zugegeben hat, so wurde doch bisher eine bessere nicht gegeben. Diese Aussprache begegnet in zwei heute voneinander getrennten Gebieten in der Ostsehweiz, Liechten- stein und Vorarlberg. Zum südlichen gehört Liechtenstein ohne Triesenberg und das angrenzende vorarlbergische Rheintal. Einzelne Schüler Bachmanns, wie P. Meinherz und insbe- sondere M. Szadrowsky, haben noch eine Anzahl anderer
	        

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