Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1934) (34)

- 44 - außerordentlich wichtige Verkehrsstraße war, die von der Ebene im Norden verhältnismäßig bequem mitten in die Berg- welt hineinführte. So drangen auch die Alemannen zuerst durch das Rheintal in unsere Gegend vor, zu einer Zeit, als der ganze Bregenzerwald noch lange unbesiedelt war und seinen Namen zu Recht führte. Aber die Art und Weise der Besetzung des Gebietes durch die landhungerigen Einwanderer war nicht überall die gleiche. Es spricht vieles dafür, daß die Besetzung des vorarlbergischen Rheintales nördlich vom Kummerberg auf gewaltsame Weise erfolgte, wobei die romanische Bevölkerung wahrscheinlich einfach vertrieben wurde. So erklärt sich der völlige Mangel vordeutseher Orts- und Flurnamen in diesem Gebiete; denn daß sich Namen für bedeutendere Orte wie z. B. Bregenz erhalten haben, ist auf andere Gründe zurückzuführen und spielt für diese Schlußfolgerung keine Rolle. Von anderer Art war aber die Germanisierung des Rhein- tales südlich vom Kummerberge. Hier erfolgte sie auf mehr friedliche Weise, wenn es auch zweifellos manchmal auch hier zu Reibereien zwischen den beiden Volksangehörigen kam, wie einzelne urkundliche Angaben vermuten lassen. Genaueres über die Auseinandersetzung der Alemannen mit den ansässigen Romanen ist nicht bekannt, aber sicher ist, daß es Jahrhunderte dauerte, bis die deutsche Sprache über das Rätoromanische die Oberhand gewann und weiter, bis das Rätoromanische im Lande vollständig verschwunden war. P. Meinherz ist in seiner Untersuchung über die Mundart der Bündner Herrschaft (Frauenfeld, 1920) zum Ergebnis ge- langt, daß die Bündner Herrschaft, also das unmittelbar südlich an Liechtenstein anschließende Gebiet, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts schon ganz deutsch war. Ich bin der Meinung, daß man diesen Zeitpunkt für Liechtenstein etwas früher an- setzen darf. Es besteht zwar die Möglichkeit, daß sich in ein- zelnen abgelegenen Höfen das Romanische noch längere Zeit erhalten hatte, als im übrigen die deutsche Sprache schon lange allgemein in Geltung war. Derartige Einzelerscheinungen, die
	        

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