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- Fürst Joseph Wenzel Lorenz von
Liechtenstein (1696—1772), seit 1748 regierender Herr, war eine hochbedeutsame Persönlich- keit von außerordentlichen Gaben. Die Klare Einsicht und große Friedensliebe, die edle Gesinnung und feinste weltmännische Bildung, mit der er Unstimmigkeiten unter den Familiengliedern zu beseitigen verstand, bewies er auch als Politiker der großen Welt, 1735 als Botschafter am preußischen
Hof, 1738 in Paris. Das beste Zeugnis dafür sind die freundschaftlichen Beziehungen, die ihn mit
Friedrich II. dem Großen und vielen Fürstenhäusern des Auslands verbanden. Sein ganzes Leben, seine volle Begabung widmete er dem Dienste Oesterreichs, in dessen Heer
er 1715 als Leutnant eintrat, in vielen Schlachten ruhmreich focht
und 1744 Generaldirektor über die gesamte Land-, Feld- und Hausartillerie wurde. Er war der Reorganisator und Neuschöpfer des österreichischen Geschütz- wesens und brachte diesem Gebiet auch in theoretischer Beziehung das höchste Interesse entgegen. Noch heute zeigen viele Bücher und Handschriften der fürstlichen Bibliothek, die über Feuer- werkerei und Geschützwesen handeln, den Wappenaufdruck des Fürsten; sie wurden von ihm zum Zwecke des Studiums erworben. Bekannt ist seine Liebe zur Kunst. Er ließ junge Künstler ausbilden und erwarb zahlreiche Gemälde und Kunstgegenstände für die fürstlichen Sammlungen, wobei er durch seine freund- schaftlichen Beziehungen zu den Fürsten des Reiches wesentlich gefördert wurde. Aus Paris brachte er zahlreiche Gemälde nach Wien, darunter auch sein vielbewundertes Porträt, das der Meisterhand Rigauds entstammt. Seine Verdienste um die Kunst- sammlungen seines Hauses Krönte er durch die Ordnung und die Publikation des ersten gedruckten Kataloges der Galerie (von Vinz.
Fanti. 1767). Nicht geringer sind die Verdienste des Fürsten um die Bibliothek. Eine seiner ersten Leistungen nach Antritt seiner ' 1