- 105 - Aus den Liechtensteiner Alpen Vaduzer Malbun (Pradame), Triesenberger Malbun und SücKa wird zur Zeit des Alpbetriebes allabendlich vom Obersennen ein Ave gesungen, welches volks- Kundlich in mehrfacher Beziehung von Bedeutung ist. Auf den beiden Malbuneralpen wird es vor einem in der Nahe der Sennhütte stehenden Kreuze, auf Sücka hingegen auf der Höhe zwischen Rhein- und Saminatal gesnngen, wobei sich der Sänger gegen das Rheintal wendet. So heißt es auch in der Liechten- steinischen VolKslmmne in der 3. Strophe: „Wo srei die Gemse springt, Kühn sich der Adler schwingt, der Senn das Ave singt der Heimat zu." Das Ave wird ohne instrumentale Begleitung gesungen, mitunter wird ein Jodler angeschlossen. Ueber die Zeit der Ent- stehung des Hirtenave ist nichts bekannt, doch mündliche Ueber- lieferung und auch der Inhalt des Textes denten auf jahrhun- dertealten Brauch zurück. Der Text, welcher ohne nähere Erläuterungen zuerst 1910 von Dr. Eugen Nipp im Liechtensteiner Volksblatt, ferner im Jahrbuche des Historischen Vereines für das Fürstentum Liech- tenstein, 16. Band 1916, Seite 91 unter „Liechtensteinische VolKs- bräuche und Volkssagen, gesammelt von Dr. Albert Schädler". später noch einmal im V. Berichte des Vereines ehemaliger Schüler des Kusterhoses Flawil (Kt. St. Gallen) vom Jahre 1919 Seite 25 unter dem Titel „Alpsegen auf der Alp Malbun in Liechtenstein, anläßlich unserer diesjährigen Exkursion durch den Senn auf Malbun gerufen" mitgeteilt und schließlich im Liechten- steiner Lesebuch für Oberklassen abgedruckt ist, lautet: Iuhu! Oho! Oho! Ave Maria! Gott Vater, der Schöpfer von Himmel und Erd', Beschirm' unsern Ring, behüt' unsern Herd! Unsere liebe Frau mit ihrem Kind, Breite den Schutzmantel über Alp' und Gesind'! Sankt Petrus, du Wächter an der Himmelspfort',