- 49 — Hierdurch waren dem Fürstlichen Oderamte seitens des Lnndessürsten genaue Instruktionen erteilt worden: Weisungen, an die es gebunden war, die sich aber
mit der Ansicht der Negierung des Kantons St. Gallen nicht deckten. Während näm- lich von Seiten des Fürstentums im Falle einer Säkularisation des Klosters das Klostervcrmögen als herrenlose Sacke betrachtet wurde, die — wie im erwähnten Berichte des Fürstlichen Ober- amtes ausgeführt — dem Staate zufalle, betrachtete sich der Kan- ton St. Gallen als Rechtsnachfolger, dem Aktiven und Passiven des Klosters zuzufallen haben. Liechtenstein machte in diesem Falle das sogenannte Epavenrccht (ius »ccupsncli 6elicta8) geltend, von welchem allerdings zu erwähnen ist, daß dasselbe selbst im Gebiete des Deutschen
Bundes, dessen Mitglied der souveräne Fürst damals war. keine verbindliche Rechtskraft erlangt hatte, auf schweizerischem Gebiete jedoch überhaupt nie vollgiltig war. Zudem entsprach die Haltung Liechtensteins nicht jener zur Zeit der Aufhebung des Klosters St. Gallen, zu welcher Epoche Seine Durchlaucht der damals- regierende Fürst den von Oesterreich im Jahre 1804 auf die ehemaligen Güter des Stiftes St. Gallen gelegten Sequester aufgehoben und die st. gallischen Liegenschaften und Eefälle zu freiem Eigentum und Genuß zurückgegeben hat. (Amtsbericht des Kleinen Rates vom Kanton St. Gallen über das Jahr 1838 an den Großen Rat desselben, paZ. 35). Dies sind in kurzen Zügen die differierenden Ansichten der beiden Staaten. II. Laut Bekanntmachung des Katholischen Administrationsrates des Kantons Et. Gallen vom 15. September 1836. als vollziehende Behörde des Katholischen Eroßratskollegiums, — der hiezu ver- fassungsmüßigen Instanz — wurde Valthasar Joseph Hofstetter zum Administrator des Klosters Pfäfers bestellt. Als nun das Fürstliche Oberamt
von diesem Beschluß Kenntnis erhielt, ernannte es mit Schreiben vom 6. Oktober 1836 den Pfarrer und Statthalter Benedikt Styger
in Eschen zum Kurator der auf liechtensteinischem Gebiete liegender. Vermögenswerte des Klosters und verlangte