Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1903) (3)

— 46 — „Durch die vorliegende Petition fand die Konnnission mit Be- dauern eine ihr schon bekannte Tatsache bestätiget. Die sehr gedrückte Lage der finanziellen nnd ökonomischen Zustände bei unserer Landbevölkerung kann leider nicht in Abrede gestellt werden. Auch die Ursachen, welche größtenteils diese traurigen Verhältnisse herbeigesührt haben, werden er- kannt. Es sind weniger die Mißjahre zu beklagen, als die herrschende, allgemeine Nerdienstlosigkeit, Die Verdicnstauellen, aus welchen unsere crwerbsamcn männlichen Arbeiter im Auslande in reichlichem Maße seit langen Jahren zu schöpfen gewohnt waren, fließen nur mehr spärlich, und im Jnlnnde selbst sind dieselben bis aus die zwei noch im Betriebe stehenden Fabriken fast ganz versiegt. Bei dem Verdienste, den dic Rhcin- bautcn in den fiebcnzigcr Jahren oft reichlich gewährten, zehrten wir nn unserem eigenen Fette, Die" schlimmen Nachwehen, namentlich dic Rück- zahlungen der Anlchensratcn ohne Gelderwerb, mußten voraussichtlich, folgen. Damit ist in nllcr Kürzc die Kalamität bezeichnet, welche die Rhein- gemeinden gegenwärtig so schwer drückt und leider auch bei geseg- neten Jahren immer mehr drücken wird, wenn es sich mit dein Erwerbe neben dcr Laiwwirtschnst nicht bessert. Selbstverständlich ist nnd bleibt es, ohnc Mnhnuug, Pflicht des Landtages sowohl als auch der Regierung, auch über das finanzielle Gebahren dcr einzelnen Gemeinden zu wachen, ihnen ihre Lage mit allen zn Gebote stehenden Mitteln zu erleichtern und ihre ökonomische Entwicktung zu sördcrn. Deshalb muß es auch dem Landtage nm Herzen liegen, Hilfsquellen aufzusuchen, um den gesamten Steuerträgern ihre Verbindlichkeiten zu erleichtern. So sind beispielsweise die'Bcsoloungen der Elementnrschullehrer und -Lehrerinnen seit zwei Jahren in den Gemeindebndgct gestrichen und werden dieselben aus der Landesknssa bestritten. Ferner repräsentieren die ans dcr Landcskassa ge- flossenen Rhcinbnubeiträgc und jährlichen Darlehensverzinsungcn ganz beträchtliche Summen und wurden Heuer wieder 7000 fl, aus dem Landcsfonde zu Dammbnuzwecken beantragt. Es ist auch nicht die Staatsgrundstcucr von nur eiuem Kreuzer per Steucrguldcn, welche die Steuerträger so besonders schwer drückt, sondern es sind dic Gemeindesteuer», welche mit den Wuhrumlngcn oft das Zchn- bis Bierzchufachc ausmachen, dann die Gemeinderückständc, welche man aus eine bedenkliche Art anwachsen ließ und zwar oft aus übet ver- standener Schonung bei nachlässigen aber zahlungsfähigen Rückständlern, Dic Kommission hat sich zwar bemüht, Mittel nnd Wege aus- . sindig zu machen, um eine Ermäßigung der Steuern herbeizusühren, allein — zum Leidwesen aller Mitglieder — ohne Erfolg, Dic Finanz- kommission findet sich nicht befugt, zu beantragen, daß das Land den petitionierenden Rhcingemeinden nebst den schon geschenkten Zinsen auch noch die aus der Sparknssn vcrnbsolgten Vorschüsse bezahlen wolle, wozu ohnehin die erforderliche Barschast fehlen würde. Somit ist guter Rat teuer, was die Petenten wohl selbst fühlen mochten. Die laufenden Ausgaben des Landes pro 1881 könnten wohl mit Nachlaß' der Grundsteuer' bcstritten werden, was aber aus Billigkeits-'
	        

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