Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1903) (3)

— 170 — er warf zur Winterszeit einige ihm durchaus nicht zufügende Messen von Franz Bühler, dessen 
Kirchenkompositionen s, Z. weite Verbreitung gesunden hatten, während des Gottesdienstes in die Glut des neben ihm stehenden Kohlenbeckens, welches ihm zur Erwärmung seiner frierenden Finger in der kalten Kirche diente. Glücklicherweise hatte dieser kecke Entschluß für ihn keine üblen Folgen. Endlich kam aber für den jungen Musiker ein wahres Freudenfest, als am Cäcilientage, 22. November 1818, einige kunstbeflissene Dilettanten aus dem nahen Feldkirch (Oesterreich) nach Vaduz kamen, um da im Gasthaus zum Adler zu musizieren. Der Knabe durfte dem Primgeiger die in einem Kästchen verschlossene Violine in den Saal tragen und hatte daselbst Gelegenheit, zum erstenmale ein sehr gut ausgeführtes Mozart'sches Streichquartett zu hören, worüber er fast überglücklich sich sühlte und seinem Entzücken gegenüber den ausführenden Musikern wiederholt Ausdruck gab. Aber dieses Ereignis bildete auch zugleich den entscheidenden Wende- punkt in seinem Leben. Denn als vor Beginn des Spieles der erste Violinist, Kamernlbeamter Schrammel, ein trefslicher Geiger, seine Violine stimmte, sagte der dabeistehende Josef sogleich: „Ihr ^ klingt gerade wie das L auf meinem Klavier," was den Herrn außerordentlich frappierte. Nach beendeter Produktion überzeugte sich Herr Schrammel im elterlichen Hause Josefs von der Wahrheit dieser Behauptung und fand, daß der kleine Flügel wirklich einen halben Ton tieser stand, als das ^ seiner Geige. Aus dem seinen musikalischen Gehör des Kunden, seinem Entzücken über das gehörte Quar- tett und seinen bisherigen Fortschritten — Joses spielte auf dem Flügel vor, wobei Schrammel nicht nur die. ungewöhn- liche Fertigkeit, sondern ebenso den musikalischen Ausdruck des Spielenden bewunderte — erkannte Schrammel das hervor- ragende Musiktalent- des Knaben und forderte den Vater auf, ihm seinen Sohn-zu weiterer musikalischen Ausbildung zu über- lassen. Zudem erklärte er sich bereit, denselben in sein Haus in Pension zu nehmen und die Aussicht über dessen weitere Erziehung und Fortbildung in der Musik zu führen. Endlich willigte der Vater in dieses noble Anerbieten ein, jedoch nur
	        

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