Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 60 — nichts. Die Beständigkeit, der Mut der Ueberzeugung, — was dem Adel charakteristisch sein sollte, — ihm war es wirklich Charakter. Nur ein Symbol dafür war sein Besuch beim ver- bannten, verratenen, verstoßenen Kaiserpaar in Prcmgins. Wo waren die Menschen-Mücken, die einst das Licht auf dem Leuchter umtcmzten und umbuhlten?! Dem Prinzen hat Hoslust und Hof- leben wenig entsprochen. Aber die Seelengröße des verbannten Kaiserpaares war ihm Magnet. Mysterium heißen die Menschen das menschliche Leben. Im Grunde schließlich: wegen des Leidens. Das ist der Nerv des Mysteriums. Seitdem das NMerium eruei3, der gottmensch- liche Held im Herzpunkt des Christentums thront, hat das Leiden zwar nichts vom Geheimnis verloren, aber an Tiessinn, Adel und Verklärung gewonnen. Diesen unwägbaren Wert leibli- cher und seelischer Leiden Konnte man am Prinzen erleben. Nicht, als ob man das Leiden selbst ihm leicht angemerkt hätte. Im Gegenteilt: er zeigte dabei einen seltenen Gleichmut, mehr uud mehr Starkmut. Aber die Frucht des Leidens zeitigte: die Selbstüberwindung, das Abnehmen des äußeren Menschen, das Werden und Wachsen des Inneren, das Verstehen-Lernen der Leiden des Mitmenschen, bis zum Mit- und Nachfühlen, die Hingabe des Eigen-Willens an den Willen Gottes bis zum Einleben und Einfühlen in die göttliche Meisterhand, die mit dem Meißel den Marmor zum Kunstwerk gestaltet, Das alles geht nur sachte und leise, im langsamen, aber sicheren Ausstieg vor sich. Aus welcher Quelle hat er sich Kraft geholt? Aus dem Geheimnis, in dem das Opfergeheimnis des Kreuzes stetig fort- lebt: aus dem eucharistischen Opfer. Oft, im letzten Jahre täg- lich, wohnte der Prinz dem heiligen Meßopfer bei und liebte es, die edelste Auslese aller Gebete, die Gebete, die die Kirche dem Priester im Wechsel mit den Gläubigen in den Mund legt, aus dem „Schott" mitzubeten. Die Wertschätzung und Liebe
	        

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