Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 59 — seinerer. zarterer Rücksicht und wärmerem Herzen ein. Seine Mutter, die Fürstin Henriette Liechtenstein, hat wohl allen aus dem Herzen gesprochen und alles auss beste zusammengefaßt, als fie dem, den Schloßberg von Hollenegg langsam und feier- lich, fromm und wehmütig herabschreitenden Leichenzug das Abschiedswort nachrief: „er ist uns allen ein Vater gewesen!" Welch innerer Wandel, welch steter Aufstieg war dazwischen ge- legen: von der betonten ästhetischen Seelenhaltung zur Um- sicht und Wärme des Vaters? — Sechs Jahrzehnte hatte der Prinz durchlebt, wie es bei seinem regen Geist, bei der hohen Warte seines politischer! Blickes, bei seinem tiefen patriotischen Empfinden nicht anders sein Konnte: er hat seine Zeit mitgelebt. — (Xms 
mutatio rsrum! Welch ein Zeiten-, welch ein Sinnes-Wcmdel! Nach Außen: von der gewaltsamen Sprengung des altehrwürdigen deutschen Bundes durch Blut und Eisen im Jahre 66 bis zum neuen De- fensiv-Bunde im Jahre 78 und seine Besieglung im Weltkrieg; weiter bis zum Zusammenbruch über die rote Sturzwelle hin- weg in eine dunkle Zukunft. Nach Innen: von Zentralismus und Liberalismus über einen, leider bloßen Versuch der Föderalisie- rung bis zum Untergang des herrlichen Vaterlandes! Nochmals: o gukuz mutatio rerum! Und wie viele haben mit dem Wandel nicht bloß Frack und Uniform, sondern auch Geist und Seele verwandelt. Solche Verwandlungskunst, — selbst manchem Herrn vom Adel nicht fremd! — bis zum äußeren und inneren Zusam- menbruch sortreißend, war dem Prinzen ein Ekel. Wenn er es im Umkreis ansehen mußte, wie Brechreiz, so widerlich. Man wird es vielmehr als charakteristisch sür ihn bezeichnen, daß er sich niemals verriet, nie wie der Psalmist in seiner plastischen Sprache es ausdrückt, gehalten 
hat; euw SÄueto 8anetu8 sris, «zum perversv pervörtoriZ" l.ps 17.27) in trockenem Deutsch: mit dem Guten tust du gut, mit dem Tunichtgut bist du ein Tauge-
	        

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