- 48 - quellten. Da war das Lernen zuerst wohl mehr als ein bitteres „Muß" empfunden, ein Muß, in das der Knabe sich in Gehorsam und Liebe gegen die Eltern fügte. Wie manchen Buben geht das: „non Lenolas 80<Z 
vitae <Zi8eiiuu8" in den ersten Studien- jahren nicht ein; mit dem reiferen Alter aber ging die Erkennt- nis von Wert und Wichtigkeit der Geistesbildung mehr und mehr auf, wuchs die Luft und Freude daran. Ja, bei so reicher Begabung, und, was viel, viel mehr zählt, bei so edler Herzens- Veranlagung wandelt sich jenes Wort in die höhere Einsicht: wir müssen uns nicht allein in der Schule, sondern unser Leben lang fortbilden. Ein großer Trieb, ja Hunger nach Vielseitigem, aber auch tiefschürfendem Wissen Kam mit den Jahren mehr und mehr über ihn. Daß es nicht „mulw", lästige Vielwisserei, sondern „rnultuw" fei, dafür war Gewähr die ganz synoptische Geistes-Verfassung. Es war, wie wenn dieser ungewöhnlich lange Herr die Kenntnisse und Ereignisse nicht bloß von der Höhe des Körperlichen, sondern ebenso von der Höhe des geistigen Stand- punktes zu schauen vermöchte. Schema und Systematik, in Vielem notwendiges Rüstzeug, sagte ihm wenig, manchmal viel- leicht zu wenig zu. Er hatte geradezu ein perspektivisches Den- ken, Ersassen und Urteilen, für große Zusammenhänge und weitausgreisende Beziehungen hatte er allezeit ein offenes Auge. War das nicht Kostbare Milgist für einen Staatsmann? Ganz gewiß, für einen Staatsmann. Freilich nicht für den oder jenen Politiker neuester Fassung, 
der sich einpfercht, oder, durch den Drang und Zwang der Umstände, eingepfercht wird in die schmale Hürde der Partei-Politik. Dem wahren Staatsmann dagegen muß Umsicht, Weitsicht, Ausschau, Uebersicht, Einsicht, Großzügigkeit eignen. Diese Ader hatte der Prinz. Warum ist er es doch nicht geworden? Ja, warum nicht? Das ist eben die Tragik des Erdenlnufes, daß der geborene Kurfchmied zum Staatsmann erkoren wird! Und wenn sich die Gegenwart