Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 22 — Gegenständen erst mit dem beginnenden 17. Jahrhundert zum Kulturprogramm der europäischen Aristokratie gehört, hatten die Liechtensteins schon seit dem 14. Jahrhundert mit dem Sam- meln von Kunstwerken begonnen und es galt auch in diesem Belange eine große Tradition weiterzuführen. Aber dem Fürsten war die Kunst mehr als die Pflege einer bloßen Ueberlieferung, ihm wurde sie zum innersten Erlebnis, zum Funken, in dem sich die Gottheit dem Menschen offenbart, zu einer Aeußerung der Sehnsucht nach dem Guten und Schönen, die das irdische Leben adelt und verklärt. Sein Geist hatte sich für die Klaffischen Ideale weit aufgeschlossen, mit einer innigen Mystik der Emp- findung genoß er die Schönheiten der Kunstwerke und fand in ihnen den weit höheren Genuß als am rauschenden Leben der Gesellschaft, auf das er leichten Herzens und freiwillig Verzicht leistete. Zu feiner Künstlerischen Schulung besuchte er mit uner- müdlicher Ausdauer die Galerien des In- und Auslandes, seine Begleiter Konnten nur mit Mühe bei ihm ausharren, wenn er von der Frühe bis znm sinkenden Abend, eine Kurze Mittags- pause abgerechnet, sich dem Studium der Bilder hingab. Die fürstliche Gemäldegalerie in Wien wird das bleibende Denkmal seines Kunstsinnigen Geistes sein, er hat sie zu dem gemacht, was sie heute ist, zur ersten Privatgalerie Europas, die nach dem letzten 1927 ausgegebenen Katalog 2296 Nummern zählt. In ihrer möglichst vollkommenen Ausgestaltung erblickte der Fürst einen Teil seiner Lebensaufgabe, durch Reisen in Deutschland und Italien, durch einen längern Aufenthalt in England erwarb er jene Kenntnisse und jene Freude an den Werken der bilden- den Kunst, die ihn zu einem Zentralpunkt des europäischen Kunstlebens machten. Beim Antritt des FideiKommisses fand er bedeutende Sammlungen der malerischen, graphischen und pla- stischen Kunst vor, allein diese entbehrten einer systematischen
	        

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