Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 116 — mußten. Das gute 
Geld ist alles außer Landes. Endlich kam ein Reskript von unserem Landesfllrsten, daß 
er seinen Untertanen die 14 Stücke für voll wollte auswechseln, aber 
zu spät, man hatte keine mehr. Im letztverflossenen Winter reiste unser Landvogt Menzinger (gebürtig 
von Heiligenberg) nach Ulm auf die Kriegsrechnung. Er brachte 
mit sich den Befehl, daß die armen Leut und Bettler alle sollten aus dem Lande vertrieben werden, was nachher bald veranstaltet wurde. Die Vorsteher haben gleich eingewilligt und das Vetteln und Beherbergen 
wurde scharf verboten. Die Soldaten müssen täglich durch die Dörfer streifen, die Bettler auffangen und auf Vaduz führen. Denselben wurde ein Schubzettel gemacht und sie aus dem Lande geschoben. 
Es sollte jetzt auch ein Arbeitshaus aufgerichtet weiden, aber man vermag es es hier nicht. Es heißt, es werde in Ulm 
ein solches Haus gebaut und die Bettler darein- getan und da verhalten. Wir werden 
ohne Zweifel an diesem Vauschilling und an den Unterhaltungskosten beigezogen werden. Ich denke, es werde darnach 
eine Zeit kommen, daß wir ins Reich 
bezahlen müssen und hier wieder 
betteln lassen. Jetzt aber sieht man keinen einzigen Bettler mehr. Den 15. Mai fiel hier ein knietiefer Schnee, der viele Bäume brach, das Gras auf den Boden drückte; die Trauben erfroren. Verwichenen Herbst wurde der Anfang gemacht zu einer neuen Steuereinrichtung 
in hiesiger Landschaft Schellenberg. Die Güter werden 
alle abgemessen und geschätzt. Man arbeitet hier bereits bei einem Jahr mit Rechnen, Schätzen und Messen. Große Kosten gehen auf. Die Richter von Ruggell 
haben dieses angestellt. Es herrscht jetzt auch 
ein pestilenzische Krankheit an Roß und Vieh und zwar weit und breit im Land, in der Schweiz dem Rhein nach sehr stark, auch in Schwaben und Vorarlberg und in unserem ganzen Land. Anfangs war 
kein Hilfsmittel vorhanden. Die Rosse schwellen an Brust 
und Hals und krepieren bald. Man nimmt die Zuflucht zum Gebet. Die 
Venderer Pfarrei geht 
mit Prozes- sion auf Appenzell zum hl. Antonius; 
die Pfarrei Eschen geht alle Freitag auf Nendeln. Dann wurde alles Vieh benedicicrt. End- lich nach 
allem diesen wurde 
ein Hilfsmittel erfunden und vieles
	        

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