Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1928) (28)

- 140 - Dann trat er in die Seelsorge ein. Er erhielt eine Anstellung als Seelsorger in dem kaiserlichen ödofspital, in welchem die Äofdie- nerschast während ihrer Krankheit verpflegt wurde. Diese angesehene, aber keineswegs anstrengende Stellung war die Arsache seiner bald aufeinander folgenden Beförderungen. Zuerst wurde er Verwalter der kaiserlichen Armenkasse, dann Mitglied einer Kommission zur Ordnung des ganzen Armenwesens. Mit einem Eifer ohnegleichen erfaßte Marxer diese wichtige charitative Angelegenheit. Lieberall suchte er sich durch persönlichen Augenschein von der Lage der Dinge zu überzeugen, stellte dann die Anträge zu wirksamer Äilfe. Dadurch erwarb er sich bald eine außergewöhnliche Beliebtheit beim Volke, die ihm durch sein ganzes Leben geblieben ist. Im Jahre 1742 gründete er in Wien ein großes Waisenhaus. Aeber diese Gründung erzählt uns eine Schrift aus jener Zeit fol- gendes: „Marxers Name glänzt längst im goldenen Buche der edelsten Wohltäter 
der Menschheit. Ihm verdankt das 
Waisenhaus seinen Arsprung. In der Osterwoche besuchte er nämlich das Arbeiterhaus in der Leopoldstadt, welches er diesmal mit besonderer Aufmerksamkeit durchschritt und dessen entlegenste Behältnisse er einer genauen Er- forschung unterzog. Zuletzt trat er auch in einen ganz abseitigen Verschlag, wo er durch den Anblick von etwa 20 Mädchen erschüttert wurde, die in erbärmlichem Zustande, mit wenigen Lumpen bedeckt, den Leib mit aussätzigen Geschwüren übersät, auf Brettern elend dahinsiechten. Aeber dieses gräßliche Schauspiel ganz außer sich, eilte der würdige Mann Gottes hinaus und begab sich eilends zu einem, ihm als Menschenfreund bekannten Mann namens Kienmaier, welchem er Bericht von der herzzerreißenden Iammerszene gab und ihn um seine Mitwirkung zur Linderung des Loses der unglücklichen Kinder anflehte." Dieser Kienmaier war ein großer Freund und Gesinnungsge- genosse Marxers, Besitzereines großen Geschäftes in Wien; er war reich und wurde später wegen seiner großen Wohltätigkeit in den Adelstand erhoben. „Dieser Mann faßte die Worte eines würdigen Priesters mit voller Seele auf und begann ungesäumt die Ausführung des edlen Werkes." Bald stand das neue Waisenhaus vollendet da. „Wie ein Lauffeuer durchflog das Gerücht von dieser neuen Anstalt ganz Wien, und von allen Seiten strömten milde Beiträge an
	        

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