Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1927) (27)

— 107 - Die Ursache davon sei die ganz ungenügende Seelsorge dieser 2000 Seelen umfassenden, ausgedehnten Pfarrei, in der !vm allein fast -alle Arbeit aufgeladen sei. In Schaan weigern sich die Hofkavläne Aushilfe zu leisten im Beichlhören, im Krankenbesuch, in den gottesdienstlichen Verrich- tungen, im Predigen und im Schulunterricht; ihre ganze Tätigkeit reduziere sich auf die Lesung der Messe und auf die im Monat zweimalige Katechese in Vaduz. Alle Arbeit sei einem allein über- bunden, dem Pfarrer, dessen Gemüt bei solchem Zustande und den dadurch zutage tretenden Folgen schwer leide, ohne helfen zu können, da sich die Kapläne auf ihre Stifthriefe berufen und auch den wiederholten Ermahnungen des Vischofs kein Gehör geben. Die Hofkavläne haben sich an ein müßiges Faulenzerleben gewöhnt. Noch schlimmer sehe es in Vaduz aus, wo zwei Hofkavläne faulenzen. Sie lesen in ihren Kapellen an Sonn- uud Feiertagen ihre Messen, halten keine Predigt und leisten in der Seelsorge iwerhaupt nichts. Vaduz habe ca. 900 Seelen. „Diese begnügen sich mit der stillen Messe in ihrer Kapelle, nach Schaan in die Pfarrkirche kommen sie nicht, würden uuch dort keinen Platz finden. Sie sind das ganze Jahr der Predigten und Beichtgelegeuheir be- raubt, stehen ohne geistliche Aufsicht in und außer der Kirche. Schulen und Kranke werden verwahrlost, Unwissenheit, Roheit sind die traurigen Folgen bei jener Menschenklasse. Die gesamte Jugend, die der Predigten und Christenlehren am meisten bedarf, ist nie in der Pfarrkirche. Verordnungen, Verkündigungen, Ermah- nungen des Pfarrers werden von der Hälfte der Herde nicht ver- nommen. Eine Besserung dieser traurigen Verhältnisse könne nur eine Aushilfe in der Seelsorge in Schaan und die Gründung einer eigentlichen Seelsorge in Vaduz herbeiführen. Der Hofkap- lan in Schaan soll zur Aushilfe im Beichtstuhl, zur Haltung der Frühmesse an Sonn- uno Werktagen, zum Religionsunterricht in der einten Schule in Schaan oder auf Planten, zur Aushilfe beim Gottesdienst, zur Haltung einiger Predigten im Jahre und in Notfällen zur Aushilfe in anderem verpflichte!, werden. In Bezug auf Vaduz verlangt der Pfarrer, daß dort eine ei- gene Seelsorge errichtet werde, entweder eine selbständige Pfarrei oder eine Kuratie unter dem bisherigen Pfarramt. Eine der beiden Hoffaplaneien soll dazu umgewandelt werden. Dieser Knplon soll
	        

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