Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1925) (25)

— 70 — uns notiert. Auf der einen Seite der Stadt läuft die Mariza, auf der andern Seite 
erhebt sich ein kleiner Berg wie eine Ringmauer. Im Hineinfahren haben wir wohl eine Ring- mauer von Stein gesehen mit Türmen nnd Basteien, sehr alt, wie mans auch bei unsern alten Städten sieht. 
Auch ist man in der Stadt mit essiger Speis uud was zum täglichen Ge- brauch gehört, dermaßen versehen, daß zu jedem Kaus besondere Plätze verordnet sind. Das Allervornehmste aber, das in dieser Stadt zu 
sehen ist, sind die Moscheen die alte und die neue. Letztere bildet ein Quadrat. Sie hat einen Freihos, darum eine halbmannshohe Mauer. Darauf ein steinernes Gitter. Auf der einen Seite bauen die Türken eine Schule für die Jugend, auf der anderen ist des türkischen Kaisers Sareil, Schloß und Wohnung, wann er Hieher kommt. Vom Freihof kommt man in die Vorhalle. Dies ist ein weiter Kof mit großen Platten belegt. In der Mitte ist ein Brunnen von Marmor. Der Vor- tempel ist mit einem Kreuzgang beschlossen, worin viele Säulen aus Marmor und anderen köstlichen Steinen. Das Gewölbe ist wunderschön bemalt. Die Türen dieses Vorhoses sind von schönem Holz gearbeitet, die Handhaben übergoldet, desgleichen die Nägel und Spangen. Das Thor des eigentlichen Tempels ist von ungeballiertem Marmor, oben mit besonderem Fleiß tief gehauen, den Schein gebend, als ob einer in ein Berg- werk sähe, darin etliche eingehauene Knöpfe übergoldet. Vor dem Thor hat es einen Gang so breit der 
Tempel ist, gewölbt, steht aus 8 Säulen, unter welchen 4 besonders kunstreich sind, weil sie von ganzen Stücken und schön auspoliert sind. Es erklärte unser Tzauch, daß diese Säulen 100 000 Taler kosteten. Auch ist dieser Gang oben und auf den Seiten mit schönen Bildern künstlich ausgehauen und mit schönen Farben besprengt, teils von der Natur der Steine, teils von Manschenhand. Der Tempel ist rund, hat gleich beim Eintritt zwei Brünnelein zur Waschung. Anch niitten im 
Tempel ist ein fließender Brunnen. Daneben ist von schönem weißen Marmor eine Kanzel, die Stufen derselben sind mit köstlichem Scharlach belegt. Diese Kanzel darf niemand besteigen als nur der Musti, 
der ist bei ihnen soviel als bei uns der Papst oder ein Kardinal. Weiter
	        

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