Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1924) (24)

- 99 - europäischen Vereisung läßt sich heute noch ungefähr an Äand der Findlinge der Stirnmoränen nachweisen. In Wallis deckt sich die romanisch-germanische Sprachgrenze ungefähr mit der alten Grenze zwischen Burgundern und Alemannen: Angefähr soweit die Bur- gunder ins Wallis vorgedrungen waren, wird romanisch gesprochen, weiter oben deutsch. Wir könnten nun auch für den Amfang der Nätiersiedlung möglicherweise einen Anhaltspunkt finden in der einstigen Ausdehnung der rätoromanischen Dialekte. Cäsar erwähnt die Gallier und Äelvetier, Äoraz Jahrzehnte später die Rätier. Es wurde also zur Römerzeit noch streng unter- schieden zwischen Galliern und Äelvetiern einerseits und Rätiern anderseits. Wir haben in Liechtenstein gerade in den Alpen und an den Hängen des Ausläufers des Nätikon (der nebenbei gesagt den Namen der Nätier in sich zu schließen scheint) noch Orts- und Flur- namen mit so ausgesprochen altertümlichem Charakter, daß mit dem Studium der anderen Talschaften der Alpen vielleicht in Zukunft von der Sprachwissenschaft der Erweis von der Zugehörigkeit der Nätier zu dem oder jenem Volke erbracht werden kann, abgesehen davon, daß auch die Anthropologie und Prähistorik ein Wörtchen mitzureden haben. Einen Fingerzeig könnte uns auch der Name für Lärche — lateinisch Isrix geben: Im indogermanischen Wörterbuch von August Fick ist lanx mit andern ähnlich lautenden indogermanischen Wörtern zusammen gestellt: Slavisch 6revc» — Baum, Holz; griechisch 6or^ — Äolz, Balken, Speer; ctr̂s — Baum, Eiche; irisch 6aur — Eiche; altiiidisch cjsru — Äolz. Darnach hätte also bei uns die Arform etwa „6ar" gelautet. Die Lärche ist in Mitteleuropa ein Alpenbaum, und die Römer übernahmen mit dem Baum, beziehungsweise mit dem Äolz, auch den Namen aus den Alpen. Wenn wir uns also an dieses Wort halten wollten, wären die Nätier auch Indogermanen gewesen, ohne daß damit gesagt wäre, daß sie Kelten waren. Wir tappen also bei dieser Frage noch in starker Dämmerung. Das zweite Volk, mit dem wir als Vorfahren zu rechnen haben, sind die Kelten. Sie saßen nördlich nnd westlich von uns schon zur Zeit, als man noch von Rätiern sprach; das bezeugen die Orts- und Flußnamen wie: Vi/intertnur, ^üricn, ?tiun, I°nur usw. in der 
Schweiz; Lre^en?, Xempren, Illei-, III, ?rut?, Îut? usw. in " Vorarlberg nnd im Algäu.
	        

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