Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1924) (24)

Zum Schlüsse seien nachfolgend nur einige der vielen noch täglich gebrauchten Wörter aus alter Zeit verzeichnet. Die Mundarten Liechtensteins haben altertümliches Gepräge und zwar in steigendem Maße von Norden nach Süden. Am deutlichsten tritt dies in der Mundart von Balzers hervor. Auch das scheint mir ein Beweis zu sein für das langsame Vordringen der Germa- nisierung von Nord nach Süd: die nördlicheren Mundarten hatten sich schon etwas weiter entwickelt, als das alemanische Idiom in die südlicheren Gemeinden vordrang. Dazu kommt noch die besondere Tatsache, daß gerade die Einwohner der oberen Gemeinden kaum ein 
richtiges cli aussprechen können, wie etwa in „Buch", „Bach", „lachen"; auch eine Eigentümlichkeit der Romanen. Der römische Geschichtschreiber Tazitus berichtet in seiner „Lermsnia" von einem der wertvollsten Äandelsgegenstände der alten Deutschen, vom Bernstein, und sagt, daß sie dieses edle Karz Z-Iassum nennen. Mir scheint dieses Wort noch vorzuliegen in un- serem „Glori-Äarz" ----- Äarz der Steinobstbäume. Es wäre dies auch ein Fingerzeig, daß jenes 
alte Z-Isesum mit einem offenen Laute in der Stammsilbe gesprochen wurde. Ein altes 
Wort ist auch der 
Ausdruck „I^äuKa" als Kosewort für Kühe; 
althochdeutsch Iic>ba. Zwei alte Wörter sind 
auch Lecn ----- „Pflugmesser" und V^exas oder 
V/ez-is ----- „Pflugschar". Das Wort Ws^as ist von besonderer Wichtigkeit in kultureller Hinsicht: Es ist mit andern Wörtern ein Beweis dasür, daß die europäischen Indogermanen gegen die östlichen schon früh eine Gruppe für sich bildeten. Der Sprachforscher Fr. Kluge schreibt darüber sast wörtlich: „Die europäischen Sprachen weisen auf eine Kultur mit Ackerbau und Viehzucht, die asiatischen Sprachen auf eine ursprüng- liche Kultur wesentlich nüt Viehzucht. Denn in der Tat stimmen die idg. Sprachen Europas in manchen Wortgleichungen aus dem Bereich des Acker- und Getreidebaues überein, für die Inder und Perser keine alten Entsprechungen besitzen. Gleichungen, bei denen auch das Germanische 
beteiligt ist, sind 
got. srzan „pflügen" lat. srsre gr. sroo und 
altnord. srcl,- lat. sratrum gr. arotron „Pflug", althochd. waZ-anso „Pflugschar" 
lat. vomer. So 
ließen sich manche der folgenden Wörter in sprachlicher und kultureller Hinsicht bis in ferne Gegenden und Zeiten verfolgen (der
	        

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