— 108 — Del heutige Stand der Namen gibt uns also nur ein annäherndes Bild' der alten Besiedelung. Auch für die Sprachgeschichte sind solche alte Aeberreste von Interesse und Wichtigkeit. So zeigt der
Name dampelüt? (Sumpfwiese) nicht weit von der
Flur dsmp in Mauren, daß das lange u im Rätoromanischen schon zu ü oder einem ü ähnlichen Laute sich entwickelt hatte, bevor tue Germanen im Liechtensteiner Anterlande festen Fuß gefaßt hatten. Im Anterlande waren aber die Germanen bedeutend früher al> im Oberland, worauf schon die viel geringere Zahl der romanischen Namen hinweist. So ist also das u schon recht früh zu ü geworden, desgleichen im Vorarlbergischen: Alpe ?alü6 -----
älteres ?s1uä ----- Sumpf. Im heutigen Rätoromanischen haben wir teilweise schon die Weiterentwicklung dieses ü zu i. Auch
einigen rätoromanischen Familennamen begegnen wir noch in Liechtenstein,
z.B. I^sro^A, ÎIutt, l'scnoni, koser, Kiscn, Lsrbier; urkundlich: IVIsriss, IVlsnoll, Lsnsini. Vertreter wenigstens einiger dieser Namen kommen auch in Vorarlberg uud Graubünden vor. Viel mehr als die Flurnamen waren also die Familiennamen dem Antergange geweiht, da wir im Verhältnis zn den vielen frem- den Oertlichkeitsnamen sehr wenige dieser Familiennamen ausweisen. Das ist verständlich ans zwei Gründen: Erstens sind manche Ge- schlechter eben ausgestorben und damit ihr Name und zweitens reichen die Familiennamen im heutigen Sinne überhaupt in eine nicht so ferne Zeit hinauf. Romanische Gattungsnamen sind heute noch in täglichem Gebrauch, je nach den Gemeinden in verschiedenem Ausmaße. Einige davon sollen ohne strenge Anordnung und ohne streng wissen- schaftliche Deutung folgen: ?ree, s'Pree im Äus ----- die Äauptrolle im Äanse
spielend, Wohl das lateinische
Wort prse. KÄt?e ------ Wasserschöpfer,
aus carinus. ?iolbs ------ Kissen,
aus pulvinus. Bemerkenswert ist die hochdeutsche Lautverschiebung von p zu pk, vergleiche dazu das - deutsche Wort „Pfühl". ?kärrs ----- Dachrinne,
aus parins; ebenfalls mit hochdeutscher Laut- verschiebung.