Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1924) (24)

— 107 - Für Balzers finden wir z. B. Parallelen in Chur: Kal?ol, dann ?sle)-ieux in der Westschweiz, ?sla^uc>li in Italien; mit „Rng- gell" gleichbedeutend ist „Naggal" in Vorarlberg und die drei gleichen Kunicelätscn, Kuniiels, lai-gZ-Z-el! u. s. w. bei uns und anderwärts. Ansern Wörtern Lalina, iVIalbun, I^ava^ins, Natiols, 1"alst?e, ?rsci, L1>restis, öovel, r̂oscNZ'a, Lapetscli, Lamperclc), Lraclslant, Lsrsell entsprechen genan gleich oder ähnlich kantende Wörter in Vorarlberg, Buchs, Sevelen, Sargans, Vilters, Fluins, Berschis und Maienfeld. So ließen sich noch Dutzende aufzählen. Folgendes sind Beispiele von Volksetymologie und Wort- Übersetzungen, d. h. Beweise dafür, daß unsere Vorfahren sich die Wörter, die sie entweder nicht mehr verstanden/ nach ihrem Sinne zurechtlegten oder dafür, daß sie die romanischen Wörter direkt ins Deutsche übersetzten, wobei sie die Aebersetzung zuweilen direkt an das fremde Wort anhängten.: Mit dem scheinbar rein deutschen Namen Kat-ai-anlc in Schaan hat es folgende Bewandtnis: Wörtlich verstanden würde das Wort uns sagen: der Ort, wo die Katzen den „Rank" nehmen. Nun ist das Wort aber urkundlich belegt als Lsl-aran^, (-al-eran, Lalssrsn, und (-s?eranZ-. Die letzte Schreibweise zeigt uns schon den Weg zum jetzigen „Katzarank"; man verstand das alte romanische Wort nicht mehr und gab ihm in Anlehnung an die alte Form einen neuen Sinn, der aber eigentlich auch wieder keinen Sinn hat. Die ursprüngliche Bedeutung heißt etwa „Kalk, Kalkboden, Kalkofen„ oder Aehnliches. Der Name findet sich auch cmderorts, z. B. Lst- Leranica in Slldtirol, und urkundlich begegnen wir einem l̂Iricn von Lal^eranK in Nagaz. Solche Beispiele von Volksetimologie ließen sich noch bedeutend vermehren. Als Beispiel sür die Aebersetzung seien hier Lsntenstein in Mauren bezw. Schellenberg und I^ÄtilaberZ- in Triefen genannt. Qsncls heißt soviel wie „Geröll, Schutt, Schutthalde, Fels", und das angehängte „Stein" ist also die Aebersetzung des ersten; iVlc-nt heißt „Berg", dann auch „Berghalde, Bergwiese, Berggut", iVlatila also etwa „das Berggütchen"; auch hier ist das angehängte „Berg" die Aebersetzung des ersten Bestandteiles. Diese Beispiele von Sprach- tätigkeit zwingen uns nebst andern Belegen zur Annahme, daß wir jetzt manche deutschen Flurnamen und überhaupt Wörter haben, die nichts anderes als Aebersetzungen früherer romanischer oder noch älterer sind.
	        

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