Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1923) (23)

IN, Die Scelsorge bis zum Untergang des Klosters. 
69 der Wert der Erträgnisse im Vergleich zu den früheren Jahrhunderten bedeutend gestiegen sei. Die Befreiung der Güter von den Landes- abgaben sei von geistlicher und weltlicher Seite rechtmäßig verlie- hen und in mehreren Fällen titulo oneroso (für übernommene Lasten) erworben worden. Obgleich die Güter des Klosters nicht von der Gemeinde herstammen, dienen sie doch zum Unterhalte der Seelsor- ger derselben. Übrigens habe der Statthalter i. Z. 1795 dem Land- ammann 99 fl gegeben und noch weitere 83 fl versprochen. Das Kloster würde mehr leisten, wenn es nicht beständig in seinen Rechten beeinträchtigt würde. Die Statthaltern habe nicht nur stets bereit- willig Aushilfe mit Pferden geleistet, sondern auch solche unaufge- fordert gegeben. Mit der Statthaltern Eschen habe sie eine ausge- steckte Bezirksstrasze auf ihre Kosten übernehmen wollen. Diese Er- klärungen befriedigten. Die Vermögensverhältnisse des Klosters waren auch in der Tat so trostlos, dasz der Abt die weltliche Verwaltung niederlegte. Es mußte am Munde abgespart und z. B. die Merenda aufgegeben wer- den. Durch Verkauf einer Wiese in Bendern mußten die dringendsten Schulden abbezahlt werden. Und schon nahte dem vielgeprüften Klo- ster der Untergang. Im Jahre 1799 fand der Einfall der Fran- zosen statt. Zwei Monate lang konnten die Patres in St. Luzi mit ihren Kollegen in Bendern nicht verkehren. Am 6. März 1799 über- schritten die französischen Kolonnen den Rhein bei Balzers und Ben- dern. Der Übergang bei Bendern geschah morgens 7 Uhr unerwar- tet. Die österreichischen Truppen, die das rechte Nheinufer besetzt hat- ten, zogen sich ohne Kampf nach Nendeln zurück, drei Kanonen den Feinden überlassend. Die französische Abteilung, welche bei Haag über den Rhein ge- setzt war, gehörte zu den grausamsten der ganzen Armee. Sie erhielt wegen ihrer Unmenschlichkeit den Namen der „schwarzen Brigade" und soll später von Napoleon auf eine Verbrecherkolonie in Südamerika geschickt worden sein, wo sie am Fieber zugrunde ging. Diese hatten in Bendern den ersten Mut gekühlt. Das Kloster erlitt nach amtlicher Schätzung einen Schaden von 8433 Gulden. Es wurden 50 Scheffel Frucht, 3 Pferde und der gesamte Hausrat weg- genommen oder zerstört. Den Ordensgeistlichen wurden sogar die Klei- der vom Leibe gerissen; sie mußten Bauernkleider anziehen und sich in einer Hüne verbergen, nachdem sie mehrmals Todesgefahr ausgsstan- 5 5
	        

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